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Stellungen / Gleichgewicht
Bei allem, was wir tun, welche Technik wir auch ausführen, eines dürfen wir niemals außer acht lassen: unser Gleichgewicht. Ist das erst einmal weg, macht es ganz fix 'Pardauz' und wir sitzen auf dem Allerwertesten. Zwar ist einem weisen Spruch (o Gott, nicht noch einer!) zufolge nicht Fallen eine Schande, nur das Liegenbleiben, schön ist Hinfallen aber nicht. Mit einer sicheren Stellung kann man Stürze oftmals vermeiden. Auch wird die Verteidigung auf dem Boden nicht einfacher, um's mal vorsichtig zu formulieren.

Wie kann ich das Gleichgewicht ein wenig schulen?
Einfach mal versuchen, sich auf ein Bein zu stellen. Die Knie des anderen Beins anwinkeln. Und jetzt ein wenig nach vorn beugen. Und zur Seite. Und zurück. Bein stärker winkeln. Und wieder nach vorn/zur Seite kippen. Jetzt mal nicht gleich wieder zurück wippen, sondern das gebeugte Bein ausfahren (nicht bis zur Vollstreckung, es genügt zunächst eine leichte/angedeutete Streckung), kleinen Moment halten. Bein wieder einfahren/beugen. Zurückin den geraden Stand. Und das ganze mit dem anderen Bein. Möglichst die Arme dicht am Körper halten und nicht als 'Balancierstangen' verwenden.
Wenn das schon ganz gut ohne Kippeln geklappt hat, dann die Übung mit geschlossenen Augen durchführen. Klappt auch das? Prima! Dann bitte mal zehn bis dreissig Sekunden auf der Stelle drehen. Dann die Übung (ggf. mit geschlossenen Augen) durchführen.

Weiter: jede Technik, egal ob Schlag oder Tritt, verliert deutlich an Wirkung, wenn er nicht aus einer stabilen Stellung heraus geführt wird. Die Stellung ist praktisch das Fundament, auf dem unser "Haus", also unsere Techniken, stehen. Ist kein stabiles Fundament da, kippt das Haus irgendwann.
Das bedeutet beispielsweise, daß möglichst nicht im "Vorwärtsspringen" geschlagen wird. Dieser hätte deshalb weniger Wirkung, weil beim Auftreffen kein Kontakt der "Kraftlinie" zum Boden besteht. Diese "Kraftlinie" setzt sich z.B. bei einer Geraden mit der rechten Faust grob gesagt aus dem rechten Arm, verschiedenen Regionen des Rückens und dem hinteren Bein zusammen. Diese Linie braucht für eine optimale Wirkung ein Gegenmoment, das vom Boden geliefert wird. Anschauungsbeispiel: wir haben eine (hölzerne) Weidenrute. Wenn wir diese nun vertikal in die Luft halten, biegen und plötzlich loslassen, gibt sie zwar auch Energie nach oben ab, jedoch nicht so stark, als würden wir die Rute mit einem Ende auf den Boden stellen, sie biegen und loslassen. Im letzteren Fall wird wesentlich mehr Kraft nach oben weitergegeben. Das Beispiel hinkt sicher an der einen oder anderen Stelle, es dient nur zur ungefähren Verdeutlichung.
Wie stehe ich also sicher? Bestimmt nicht wie der Seiltänzer, der Fuß vor Fuß steht. Ein Klaps von der Seite und oops, abwärts. Auch nicht in der breitbeinigen John - Wayne - Gedächtnis - Stellung. Kleiner Schubs von vorn, oops...
Die Beine sollten grundsätzlich diagonal unter dem Körper stehen, also etwa die Mitte zwischen den beiden gerade genannten Extremen darstellen. Die Füße nicht allzu weit auseinander. Also weder zu weit seitlich voneinander entfernt noch zu weit voreinander. Etwa so, als würde man langsam gehen. Dabei die Beine ein wenig anwinkeln, durchgestreckte Beine vermeiden. Bedenken: wenn ein Bein zu weit vor dem anderen steht, kann es vom Gegenüber leicht mit einem Tritt attackiert werden. So, und jetzt zum Körper: der Körperschwerpunkt sollte entweder in der gedachten Mitte zwischen den Füßen liegen oder aber man beugt das hintere Bein ein wenig stärker und verlagert das Gewicht etwas nach hinten, bis maximal zwei Drittel, gegenüber einem Drittel auf dem etwas gestreckteren Vorderbein.
Wählen wir die Stellung, bei der der Körperschwerpunkt direkt unter dem Rumpf liegt, so kann der Hacken des hinteren Fußes leicht angehoben werden. Das sollte schnellere Bewegungen erlauben; durch Absetzen wird die Distanz zum Gegner ein wenig erhöht, so daß ein Schlag leerlaufen kann. Schließlich nimmt es einem eventuellen Treffer ein wenig Wirkung, da wir nach hinten wegfedern und kein starres Ziel bieten.
Die erstere Stellung (Schwerpunkt mittig) erlaubt eine höhere Flexibilität bei der Ausführung verschiedener Techniken, die andere ist recht gut für das Ausweichen nach hinten geeignet. Sie ist bei einigen Angriffen auch für die Abwehr stabiler und erhöht die Distanz zum Gegner. Einfach mal beide ausprobieren. Per se "falsch" ist keine der vorgeschlagenen Stellungen. Schließlich können die Stellungen auch variiert werden.
Wie gesagt: eine gute Stellung und ein gut ausgependelter Körperschwerpunkt sind wichtig! Man kann noch so gut in der Anwendung unterschiedlicher Techniken sein, ohne sichere Stellung sind diese nur noch die Hälfte wert.
Diese Stellungen geben einfache Möglichkeiten zum Ausweichen. Eine Stellung, bei der der Körperschwerpunkt beispielsweise weiter unten liegen würde (Knie stärker beugen, 'tief stehen'), wäre an sich wohl stabiler, man ist jedoch unbeweglicher.

Welche Seite soll ich nun nach vorn stellen? Ich gehe mal davon aus, daß wir mit der rechten Faust stärker zuschlagen können, als mit links. Dann kann die linke Schulter mit dem linken Arm zum Gegner hin ausgerichtet werden. Wichtig: das Kinn ist etwas nach unten Richtung Brust gezogen, um einen Treffer ans Kinn und an den Hals (Kehlkopf!) zu erschweren. Wenn wir den Körper ein wenig so drehen, daß die linke Schulter zum Gegner zeigt, ist die Trefferfläche nicht so groß, als würden wir uns frontal zum Angreifer stellen. Das soll nicht bedeuten, daß wir uns sozusagen 90 Grad nach rechts drehen. Etwa 45 Grad sind O.K. . Der Kopf bleibt dabei selbstredend zum Angreifer hin gerichtet. Aus dieser Stellung kann der Gegner mit der (hier linken) Führhand bearbeitet werden, die etwas schwächere (hier linke) Seite übernimmt die Verteidigung "in erster Reihe". Die starke (hier rechte) Seite ist für Konter bereit.
Natürlich kann je nach persönlicher Vorliebe auch die starke Seite nach vorn genommen werden. Dann übernimmt die starke (hier rechte) Hand/Faust die Führungsarbeit und ist für den "äußeren" Block zuständig. Ist ein wenig Geschmacks-/Stil-/Taktikfrage, ich würde jedoch zur erstgenannten Alternative raten. Wenn ein Schlag oder Tritt abzublocken ist, so kann es sein, daß unser Körperteil, der den Angriff abgefangen hat, schmerzt. Wenn z.B. der Angreifer in unseren Magen schlagen will und wir den Schlag mit unserem nach vorn ausgerichteten Arm so abblocken, daß die Faust des Gegners auf dem Arm landet, ist dieser Arm sicher nicht ganz so bereit für einen Gegenschlag, wie der auf der nicht getroffenen Seite.
Zusätzlich verkompliziert sich die Sache, wenn jetzt noch die Beine berücksichtigt werden. Angenommen, zur starken rechten Faust kommt auch ein trittfreudigeres rechtes Bein. Dann ändert sich grundsätzlich erst einmal nichts. Die linke Schulter wird dem Gegner zugewendet, das linke Bein steht vor dem rechten. Mit diesem Bein kann dann der schnelle Tritt Richtung Gegner geführt werden, analog der "Führhand". Was aber, wenn wir mit rechts nicht treten können, mit links aber wie ein störrischer Ackergaul? Tja, da gibt's kein Patentrezept. Ich kann nur dazu raten, alle denkbaren Stellungen auszutesten und die individuell sicherste, bequemste, festeste zu wählen. Eine leichte Priorität würde ich dabei auf die Arme legen: wenn ich einen starken rechten Arm, dabei aber einen trittfreudiges linkes Bein hätte, würde ich immer noch die linke Schulter wie im oberen Beispiel gezeigt nach vorn drehen - wie gesagt, wenn's besser gefällt, geht's auch anders.

Bewegungen, Stellungswechsel
Beim Einnehmen einer neuen Stellung bzw. beim Ausweichen sollten wir folgende 'Reihe' bedenken: die Augen bestimmen zunächst, wohin der Kopf geht. Der Kopf bestimmt sodann, wohin der Körper geht. Will heißen: wenn wir uns schnell drehen, dann soll zuerst das Auge ein Ziel erfassen. Der Kopf wird dann dorthin gedreht. Erst danach folgt der Körper. Das kommt dem Gleichgewicht sehr entgegen. Greift ein Gegner z.B. von links an, nehmen wir die Bewegung aus den Augenwinkeln war, die Augen werden reflexartig nach links kippen. Dann drehen wir den Kopf nach links und schauen den Gegner an. Aha. Hier folgt der Kopf dem Blick. Danach drehen wir den Körper zum Gegner und nehmen eine passende (Verteidigungs-)Stellung ein.

Das Ausweichen an sich ist ebenso vielschichtig wie die Palette der Angriffe. Einfaches Wegpendeln des Oberkörpers kann genügen, sinnvoll kann es aber auch sein, mit ein paar schnellen Schritten wegzuspringen. Dabei ist zu bedenken, daß eben dieses Wegspringen schneller und flexibler vor sich geht, wenn die Beine nicht zu weit auseinander stehen. Klar, das geht auf Kosten der Stabilität, es gilt aber auch hier (wie eigentlich überall) einen guten Kompromiß zu finden. Ein paar kurze, trippelnde Schritte sind jedenfalls die schnellste Möglichkeit, den Körper aus der unmittelbaren Angriffszone zu bringen. Mit kleinen, schnellen Bewegungen wird auch das Gleichgewicht besser gewahrt. Bedenken: bei ausladenden, größeren Schritten wird der Körperschwerpunkt über eine weitere Strecke hinweg verlagert, was dem Gegner erleichtert, unser Gleichgewicht zu brechen.

In diesen hübschen Eastern-Filmen bewegen sich die Kämpen oftmals so, daß sie in der Bewegung die Beine überkreuzen. Also z.B. beim Vorwärtsgehen das (z.B. rechte) Hinterbein links am (z.B. linken) Vorderbein vorbei stellen. Sieht gewaltig aus, und wenn man (in unserem Falle mit links) aus der Bewegung heraus einen Seitwärtstritt landen will ist das möglicherweise auch sinnvoll. In der Bewegung wird der sichere Stand aber soweit geschwächt, daß im Falle eines Treffers das Gleichgewicht ziemlich flott flöten ist. Beim Überkreuzstehen der Beine ist es nämlich nicht ganz so einfach, den Stand durch schnelles Versetzen eines Beins wieder zu stabilisieren. Nicht daß dabei gleich ein Knoten entstehen würde, die 'Bewegungsfreiheit' der Beine ist doch leicht bis mittelschwer eingeschränkt. Kurz und gut: bitte nur 'gerade' Bewegungen führen - die Beine also 'normal' aneinander vorbei führen, keine Kreuzschritte machen.

Am Rande: manch einer wird vielleicht schon einen Boxkampf beobachtet haben, bei dem die Boxer ganz im Stile eines Ali von einem Bein aufs andere tänzeln. Hübsch. Zur Selbstverteidigung aber nicht unbedingt anzuraten. Zum einen sieht's in Alltagskleidung meist komisch aus. Zum anderen ist es so, daß von stabilen Stellungen nicht gesprochen werden kann, wenn ein Bein (oder gar beide?) komplett vom Boden abgehoben werden. Es ist dann um so leichter, umgeschubst zu werden. Auch das Gefühl, daß ein Tritt einem die Beine unter dem Körper wegzieht, ist nicht unbedingt so toll. Nicht zuletzt kostet es Kraft. Also für unsere Zwecke besser sein lassen.

Wie komme ich jetzt aber am schnellsten um die Kurve? Sich einfach so zur Seite zu drehen, ist schön und gut - aber meist zu langsam. Probieren wir doch mal folgendes: wir stellen uns in die oben beschriebene Verteidigungsstellung. Der Einfachheit halber in die Stellung mit dem mittig liegenden Schwerpunkt. Wir wollen uns so nach rechts wegbewegen, daß wir in der Endstellung nach links schauen. Dazu jetzt folgender Bewegungsablauf: wir nehmen unser hinteres Bein und reißen (warmgemacht?) das Knie mit Schwung c.a. dreißig Zentimeter hoch. Also keinesfalls auch nur annähernd in Hüfthöhe - die Bewegung wird dadurch zu langsam. Die Fußspitze drehen wir jetzt "nach innen" ein. Hier zeigen die Zehen also nach links. Unsere Hüfte ist nun ein wenig nach vorn und links eingedreht. Jetzt stoßen wir das Bein im 90 - Grad - Winkel nach rechts herab auf den Boden. Dabei sollten wir den linken Fuß nur auf den Ballen stützen. Beim Stoß nach unten wird die Hüfte weiter herumgerissen, der Körper dreht auf dem linken Fußballen nach links, so daß wir am Ende der Bewegung ein wenig nach rechts ausgewandert sind und nach links schauen. Die überbrückte Distanz läßt sich dadurch vergrößern, indem wir beim Hochreißen des rechten Beins die Hüfte schon ein wenig nach vorn schieben. Setzen wir das (hier rechte) hintere Bein weiter außen ab, so ist es nötig, das (hier linke) vordere Bein gleitend ein wenig zurückzusetzen, um keine zu weitläufige Stellung zu erhalten.
Es kommt bei dieser Bewegung wirklich auf "Reißen" und "Stoßen" an, also plötzliche, ruckartige Bewegungen. Ansonsten klappt der Bewegungsablauf nicht. Hochreißen und Herabstoßen gehen natürlich sofort ineinander über. Also keine Pause zwischen den Bewegungen machen - nur um eventuelle Mißverständnisse auszuschließen.

Distanz
Nehmen wir eine neue Stellung ein, ändert sich häufig auch die Distanz zum Gegner. Diese gilt es stets im Auge zu behalten. Ohne die richtige Distanz zu haben, kann man keine wirksame Technik, insbesondere keinen Schlag oder Tritt, anbringen.
Auch der Stand ist in gewisser Weise distanzabhängig. Stehen wir nah am Angreifer, so ist leicht möglich, daß er versucht, uns zu packen und auf den Boden zu zwingen. Deshalb ist in der 'Nahdistanz' ein stabiler Stand, bei dem die Füße weiter voneinander entfernt stehen ('große Stellung') anzuraten. Je größer die Entfernung zum Gegner ist, desto 'kleiner' können wir stehen, also einen geringeren Abstand zwischen den Füßen einhalten.
Für die Defensive ist es nötig, außerhalb des Angriffsradiusses des Angreifers zu sein ('Nicht-da-sein'), für unsere eigene Offensive müssen wir den Gegner in unsere Reichweite holen. Diese Reichweite sollte unbedingt bekannt sein! Beispielsweise kann für Schlagübungen (aber auch für Tritte) ein aufgehängtes Handtuch benutzt werden. Zunächst danach boxen und es gerade so treffen, daß wir den Stoff an der Faust spüren. Als nächste Stufe ein weiteres Handtuch ein paar Zentimeter dahinter hängen und nun quasi durch das erste so "hindurchschlagen", daß das dahinterhängende Handtuch getroffen wird. Das erste Handtuch soll die Haut/Kleidung des Gegners symbolisieren, das zweite Handtuch seinen Körper. Und wir wollen ja nicht die Jacke eines Angreifers treffen, sondern ihn selbst. Vor dem Ausführen der Schlag-/Stoß-/Trittechniken bitte das jeweilige Kapitel konsultieren. Siehe auch das Thema "Distanzüberbrückung beim Schlag" unter "Techniken/Schläge und Stöße".
In der Defensive immer darauf achten, genügend Abstand zum Gegner zu haben. Geht er vor, gehen wir zurück, geht er zurück, gehen wir vor. Eine gute Partneraufwärmübung ist, sich voreinander hinzustellen. Einer ist der Aktive, der ständig vor, zurück oder seitlich geht. Der andere Part muß versuchen, den Abstand laufend gleich zu halten. Gar nicht mal so einfach. Davon abgesehen - wenn wir noch selber treffen wollen, darf der Abstand nicht zu groß werden. Er muß mit einer schnellen Bewegung überbrückbar sein. Der direkte Kontakt zum Angreifer ist zu meiden, wo es nur irgend geht. Optimal ist es, beim Angriff die Distanz zum Gegner gerade so weit zu reduzieren, daß ein Treffer angebracht werden kann. Danach sofort wieder die Distanz so vergrößern, daß wir außerhalb der Reichweite des Gegners sind. Das geht sehr gut mit kurzen, schnellen Schritten, nicht so sehr mit langen Ausfallschritten.
Die Distanz entscheidet oftmals auch, ob wir uns passiv oder offensiv verhalten sollten. Haben wir genügend Abstand zum Gegner, so sind dessen Angriffe besser zu erkennen und die Chance, sie wirksam abzuwehren, ist groß. Hier können wir eher passiv bleiben. Besteht dagegen unmittelbarer Kontakt zum Gegner, befinden wir uns also in Reichweite von Schlägen und Tritten, so wird es immer schwieriger, Techniken abzuwehren. Sie sind einfach in zu kurzer Zeit im Ziel (also an unserem Körper!), da hilft irgendwann auch nicht die kürzeste Reaktionszeit. Hier ist es also besser, von sich aus die Initiative zu ergreifen.
Trotz des gerade gepredigten Prinzips des genügenden Abstandes sei darauf hingewiesen, daß im Falle eines Angriffs (hauptsächlich durch Schlag/Tritt) auch eine Distanzverkürzung die Attacke unwirksam machen kann. Also gerade nicht abhauen, sondern quasi 'in den Gegner hinein' gehen. Ein Schlag ist ja auf eine bestimmte Reichweite hin berechnet. Wenn aber die Distanz zum Ziel (uns) verkürzt wird, so ist weniger Platz zum Schwungholen vorhanden, der Schlag/Tritt wird schon im Keime erstickt. Des weiteren ist gleichzeitig möglich, unsererseits Techniken anzubringen. Die Gefahr bei diesem Vorgehen ist allerdings, daß uns einerseits die Technik des Gegners zwar mit reduzierter Kraft - aber immerhin - immer noch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit treffen kann, andererseits der Gegner rasch umschaltet, und uns mit einem Griff in Empfang nehmen kann. Aus diesen Gründen ist darauf zu achten, daß im Vorgehen die Technik des Gegners geblockt und/oder eine Gegentechnik angebracht wird. Also keinesfalls nur 'einfach so' passiv vorgehen.

Blick
Fraglich ist auch, wo wir eigentlich hinschauen sollten, wenn wir einen Gegner vor der Linse haben. Vielleicht ist es einfacher sich zu merken, wo man gerade nicht hinschauen sollte: nämlich auf dessen Extremitäten, insbesondere nicht auf die Hände und erst recht nicht auf die Füße. Wer schon einmal an einem Tanzkurs teilgenommen hat, wird sich vielleicht an seine Anfängertage erinnern, wo ständig und krampfhaft auf den Boden geschaut wurde. Das ist hier erst recht zu vermeiden (auch wenn ich zugebe, daß die Situationen doch nicht ganz so vergleichbar sind ;-)).
Besser ist es, sich einen Punkt auszusuchen, von dem aus der gesamte Körper mehr oder weniger intensiv beobachtet werden kann, ohne daß bestimmte Regionen ausgenommen werden. Dazu bietet sich an, den Blick auf die Körperpartie des Gegners von dessen Augen über den Hals bis hin zur Mitte seiner Brust zu konzentrieren. Damit ist gewährleistet, daß der gesamte Körper im Blickfeld ist. Der Blick kann im genannten Bereich herumgeführt werden. Ein starrer "Karnickelblick" fix auf eine Stelle ist ermüdend und in praxi auch kaum durchzuhalten.
Es kann auch nicht schaden, die Augen des Gegners zu beobachten. Oftmals kündigt sich ein Angriff durch eine Zuckung oder eine plötzliche Bewegung der Pupille an. Wie aber gesagt - ruhig auch einmal den Blick am Gegner entlang ein wenig umherwandern lassen.
Möglich ist auch, den Blick gewissermassen zu defokussieren. Das bedeutet, daß wir den Blick nicht scharf auf den Angreifer richten. Geheimnisvoller könnten wir auch sagen: ´nichts sehen und doch alles sehen´. Brillenträger haben es einfach - einfach Brille abnehmen, zack - schon ist der Blick wunderbar defokussiert. Ist das nicht eher hinderlich? Nun, das muß jeder für sich entscheiden - einige Leute finden´s hilfreich, andere nicht. Einfach mal probieren. Manche Brillenträger verzichten auch beim Kampfsport darauf, Brillen zu tragen. Ihnen genügen die für sie schemenhaften Bewegungen des Gegners aus. Aber wie gesagt - ist sicherlich Geschmacks- und auch Übungsfrage.


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© 1997/98/99 Christian Stücke