Startseite Schläge und Stöße

* Allgemeines * Faustschläge/-stöße
* Faustboden/-rückenschlag * Handballenschlag
* Ohrfeige einmal anders * Handkantenschlag
* Ellenbogenschlag * Kopfstoß
* Distanzüberbrückung


Allgemeines
Eigentlich müßten ja nun hier die Blocktechniken als originäre Verteidigungstechniken (zuerst) beschrieben werden. Sie folgen aber den Schlägen nach, da man sich vielleicht erst mal in die Position eines Schlagenden begeben sollte, um zu verstehen, wie dieser handelt. Danach dürfte das Verständnis für die Blöcke einfach größer sein.
Schläge sind zwar keine eigentlichen Verteidigungstechniken, ihre Beherrschung ist aber leider für die Gegenwehr unabdingbar. Mir ist durchaus klar, daß die folgenden Passagen auch Angreifern nützen können, gedacht sind sie aber für den Angegriffenen (Klopper dürften sich ohnehin nicht hierher verirrt haben klammeraufhoffentlichklammerzu ;) ). Also: da der Schlag als actio logischerweise vor dem Block als reactio (vgl. das dritte Newton'sche Axiom) kommt, zuerst etwas über das Schlagen.
Man hört oft (leider häufig von Frauen) 'ich kann doch nicht kräftig schlagen'. Bullshit. Jeder kann das. Man muß keine fetten Muskelpakete besitzen. Es geht auch mit Technik.
Um einen harten, kraftvollen Schlag anzubringen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Masse und Geschwindigkeit. Also: Schwergewichtschamps setzen Muskelmasse und ihr Gewicht ein. Naja, hauptsächlich. Komischerweise schaffen sie es aber, anders als schmalbrüstige Karatekas nicht, fette Steine durchzuschlagen. Der Trick ist die Geschwindigkeit, der Effet, der hinter dem Schlag liegt. Wer seinen Body buildet, sollte auch nicht zuviel Ehrgeiz den Bizeps betreffend hinlegen. Den Speed für einen Schlag holt man nicht mit dem Teil, sondern mit dem hintenliegenden Trizeps. Also: wer schon Kraftübungen macht, sollte zu den Curls oder Klimmzügen ein paar Liegestütze einbauen. Der Grund dafür, daß der Spargeltarzan so hart zuschlägt wie ein 'schwerer Junge', läßt sich mit einer einfachen physikalischen Formel begründen: die Kraft ist das Produkt aus den beiden angesprochenen Faktoren: "Masse * Beschleunigung". Das bedeutet, daß fehlende (Körper-)Masse durch eine entsprechend schnellere Technik ausgeglichen werden kann. Viel entscheidender ist aber die dem Schlag innewohnende kinetische Energie (vgl. Kapitel 'Die Physik in der Selbstverteidigung').
Schnelle Schläge lassen sich recht gut einüben, indem locker geschlagen wird. Es muß gar nicht probiert werden, hart zu schlagen - das können wir versuchen, wenn´s mit der Geschwindigkeit hinhaut. Also erst einmal locker in die Luft oder gegen ein leichtes Ziel schlagen; wenn wir in die Luft boxen, dann muß die Hand nicht einmal zur Faust geballt werden. So ist die Gafahr auch nicht so hoch, verkrampft zu schlagen. Und je verkrampfter ein Schlag ist, desto langsamer ist er.
Im Hinterkopf kann man dann noch behalten, daß die Wirkung dadurch maximiert werden kann, indem die Trefferfläche möglichst klein gehalten wird. Eine Ohrfeige mit offener Hand ist daher per se nicht so effizient, wie ein Schlag mit geschlossener Faust, bei dem nur die Oberfläche der Knöchel im Ziel landet.

Noch etwas: auch wenn wir gerade aktiv sind, also selbst schlagen, sollte nie, nie, nie! die passive Seite vernachlässigt werden. Ist eine Faust auf dem Weg zum Gegner, so ist der andere Arm bereit, Deckungsarbeit zu leisten. Er bleibt also stets so am Körper oder wird dorthin gezogen, daß mindestens der Oberarm anliegt. Darauf achten, daß beim Schlag die 'passive' Hand nicht einfach fallengelassen wird. Das täte unserer Deckung gar nicht mal so gut.

Faustschläge/-stöße
Faust Zu den Schlägen selbst: ballen wir die Faust, (der Daumen liegt bitteschön aussen an (also gerade so wie nebenstehend), niemals aber soll er von der Faust umschlossen werden - Bruchgefahr!) sind grundsätzlich sechs Flächen zu unterscheiden, mit denen ein Angreifer idealerweise getroffen werden kann: 1. die Knöchel von Zeige- und Mittelfinger, 2. Knöchel von Mittel-, Ring- und kleinem Finger, 3. der Faustboden und 4. die flache Rückseite der Hand. Bei geöffneter Hand haben wir 5. den Handballen und 6. die Handkante sowohl innen als auch außen (s.u.; Bruce Lee läßt schön grüßen).
Um die Geschwindigkeit des Schlages zu steigern, kann man viele Techniken mit einer Drehung des Handgelenks 'in der Flugphase' ausführen. Im Prinzip bilden wir einen Flitzebogen nach: Spannung wird aufgebaut und im Schlag abgebaut. Dazu gehört einmal die Spannung im Arm, aber auch die im Handgelenk. Eine Ohrfeige wird ja idealerweise auch nicht mit völlig starrer Hand ausgeführt. Dort sollte die Hand ja auch erst locker mitschwingen, um dann an der Backe arretiert zu werden. Hand und Unterarm sollten also getrennt betrachtet werden. Erst im Ziel wird die Hand zur Verlängerung des Unterarms. Dort sollte sie sich dann versteifen, "arretieren", um dem Schlag Stabilität und Wirkung zu geben. Dieses Beispiel kann auch ein Prinzip verdeutlichen: der Einfachheit halber betrachten wir zunächst den Oberarm (Schulter bis Ellenbogen). Dieser schiebt den Schlag quasi an. So, nun tritt der Unterarm (Ellenbogen bis Handgelenk) in Aktion: die Bewegung des Oberarms wird fortgeführt, die Geschwindigkeit steigert sich. Die Hand wurde ja logischerweise die ganze Zeit mitbewegt und hat somit die Geschwindigkeit des Oberarms plus die Geschwindigkeit des Unterarms (jetzt mal unmathematisch gesprochen). Nun ist es an der Hand, ihrerseits während des letzten Teilstücks Geschwindigkeit aufzunehmen und im Ziel zu landen. Das Ende der Extremität 'Arm', die Hand, ist also letztlich der schnellste Teil, der von den Bewegungen des Ober- und Unterarms profitiert und diesen das 'Sahnehäubchen' aufsetzt. Eine solche Bewegung über mehrere Gelenke, wie sie in einer Schleuderbewegung beispielsweise vorkommt, ist somit wesentlich schneller als ein Stoß, der nur aus dem Oberarm heraus geführt wird.
Woran man auch denken sollte: seine (stabile) Stellung nicht aufgeben. Dazu gehört beim Schlag, den Oberkörper so wenig und wenn schon, dann so kontrolliert wie möglich zu bewegen. Also nicht den ganzen Korpus mit in den Schlag legen. Das Gleichgewicht ist dann in der Regel ziemlich im Eimer. Ein unterstützender Klaps an die falsche Stelle und wir liegen face down.
Weiter: nach dem Schlag sofort, augenblicklich, schnellstmöglich, gleich, pronto etc. die Hand zurückziehen. Damit können wir sie sofort wieder zur Abwehr gebrauchen. Außerdem läd eine ausgestreckte Hand doch immer dazu ein, sie zu schütteln, oder? Nur wird hier leider niemand freundlich Pfötchen geben, sondern festhalten und ziehen. Gleichgewicht futsch, Hand quasi erst einmal außer Gefecht. Also: zack vor, zack zurück.
Beim Ballen der Faust bitte darauf achten, daß die Finger möglichst fest liegen, so daß sie beim Aufprall nicht gestaucht werden können.

Der Fauststoß nach vorne: zunächst einmal ein Wort zur Trefferfläche. Getroffen wird entweder mit den Knöcheln von Mittel- und Zeigefinger, oder mit den Knöcheln von Mittel- plus Ring- plus kleinem Finger, sowie mit der 'Front' der jeweiligen Finger. Wir haben dort also zwei unterschiedliche Trefferflächen zur Verfügung. Die meisten Kampfsportarten lehren, daß nur mit Zeige- und Mittelfingerrückseite zu treffen sei. Grund: einfach mal Faust ballen und den Arm gerade strecken. Mit den Knöcheln von Zeige- und Mittelfinger als Verlängerung des Unterarms wird eine Gerade gebildet, würde mit dem Knöchel des kleinen Fingers getroffen, müsse die Hand aus dieser geraden Verlängerung des Unterarms 'weggeklappt' werden. Das widerum führe dazu, daß das Handgelenk nicht mehr so stabil ist. Eine Handgelenkverletzung wäre leicht möglich. Nun - das ist sicherlich auch korrekt. Darüberhinaus ist der erzeugte 'Druck' durch die relativ kleine Trefferfläche groß.
Allerdings sprechen auch gewichte Gründe gegen einen Treffer mit diesen Knöcheln und für das Treffen mit den drei äußeren Knöcheln: anatomisch bedingt ragt der Knöchel des Mittelfingers meist weiter hinaus als der des Zeigefingers. Somit muß dieser Knöchel den Aufprall im Ziel fast allein bewältigen. Für eine solche Belastung ist der Knöchel aber nicht gedacht. Verletzungen sind daher sehr leicht möglich. Durch ´Abhärtung´ läßt sich das Risiko zwar minimieren, der Weg dorthin ist jedoch sehr weit. Für ein Treffen mit den äußeren Knöcheln spricht auch noch, daß Schläge, die so enden, meist intuitiver geschehen. Man muß auf eine Feinheit weniger achten. Die lockere Handhaltung sieht nun einmal so aus, daß nicht die beiden inneren Knöchel die Verlängerung des Unterarms bilden, sondern die äußeren. Lange Rede - kurzer Sinn: zu Verteidigungszwecken sind beide Handhaltungen gut geeignet, keine ist per se 'falsch'. Die folgenden Techniken können also sowohl mit den inneren als auch den äußeren Knöcheln treffen.
Zum Schlagablauf selbst: Ballen der Faust, zurückreißen des Armes, so daß Faust an der Hüfte anliegt. Pulsseite zeigt nach oben. Damit haben wir eine Spannung im Arm aufgebaut, die sich im Schlag entladen wird. Dann schlagen. Faust geradewegs zum Ziel führen (der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist ja die Gerade). Im letzten Drittel des Schlages wird die Faust dann so umgedreht, daß die Pulsseite nach unten zeigt. Im Ziel ist die Faust dann die beschriebene natürliche Verlängerung des Unterarms. Grund: Geschwindigkeitsgewinn während des Schlages, außerdem würde ein gerade Schlag wie ein Stoß im Ziel nur auf direkt hinter der Trefferfläche liegende Materie wirken, dreht sich die Faust aber im Ziel (natürlich nicht bei festen Zielen - Schürfgefahr), kommt es zu einer wellenförmigen Beeinträchtigung des Ziels.
Dabei ist jedoch eines zu bedenken: eine ´Endstellung´ der Faust in der Weise, daß der Puls direkt nach unten zeigt, ist nur bei Schlägen bis etwa Schulterhöhe anzuraten. Grund: schlagen wir höher, dann treffen zuerst die Fingergelenke im Ziel auf, nicht aber der wesentlich stabilere Knochen. Stellen wir uns einfach mal vor eine Wand und führen langsam die geschlossene Faust zu einer Stelle der Wand, die etwa auf unserer Augenhöhe steht. Unsere Knöchel werden zuerst auftreffen. Üben wir jetzt ein wenig Druck in Richtung Wand aus, so wird unsere Faust quasi wegklappen. Das Handgelenk überdehnt. Jetzt stellen wir uns vor, das würde passieren, wenn unsere Faust mit Power irgendwo gegenfliegt. Tja... was denn?
Eigentlich ganz einfach: die Drehung der Faust beim Schlag zum Gesicht sollte einfach nicht vollendet werden. Der Faustboden (also die Handkante) sollte im Ziel nach unten zeigen. Machen wir den Test vor der Wand, wie gerade beschrieben, nur eben ohne ´ganze´ Drehung, so merken wir, daß die Faust im Ziel stabiler ist und nicht so leicht wegklappt. Das funktioniert aber nur, wenn die Knöchel von Mittel- plus Ring- plus kleinem Finger die Zielfläche bilden. Versuchen wir mit Zeige- und Mittelfinger zu treffen, so wird die Hand wieder wegknicken. Also besser sein lassen und für tiefere Schläge (Schulterhöhe und abwärts) anwenden.

O ja, ehe ich's vergesse: bitte beim Schlag niemals (!) den Arm zur Vollstreckung (ganz gerade) kommen lassen. Verletzungsgefahr! Beim schnellen Schlag nach vorn schnellt das Ellenbogengelenk nämlich ziemlich fix nach innen und wird beim Durchstrecken brutal gebremst. Das geht möglicherweise längere Zeit gut, irgendwann einmal fängt das Gelenk aber an, unangenehm zu knacken. Mindestens. Außerdem kann das Gelenk, wenn es voll durchgestreckt ist, derart von einem Schlag/Konter getroffen werden, daß es so weit nach innen durchgedrückt wird, bis es bricht. Also: nie voll durchstrecken, immer ein wenig angewinkelt bleiben. Stichwort "kontrolliert schlagen". Trifft dann der Konter auf das Gelenk, verursacht es mehr Schmerzen beim Angreifer. Selbst schuld.

Dieser Schlag ist zwar recht kräftig, für einen Opponenten jedoch leicht vorhersehbar. Er wird (Zurückreißen der Faust) eben nicht ansatzlos geschlagen. Ein weiterer Nachteil ist, daß die Deckung auf der 'Schlagseite' kurz vernachlässigt werden muß. Der Schlag ist daher vielleicht für die Verteidigungssituation nicht unbedingt erste Wahl. Für Konterschläge nach einer Ausweichbewegung ist er dagegen schon besser geeignet. Er soll hier aber doch gebührend Erwähnung finden, da an ihm recht gut das Schlagprinzip verdeutlicht werden kann.

Eine andere, schnelle(re?) und effiziente Variante dieses Schlages ist der Faustschlag aus der Deckung heraus. Dabei entfällt das Zurückreißen des Armes. Der Schlag ist deshalb schneller angebracht. Geht wie folgt: die beiden Fäuste sind in der Deckung, also geballt vor der Brust. Die Pulsseiten schauen sich gewissermaßen an. Jetzt wird die 'Schlagfaust' vom Körper weg Richtung Ziel geschleudert. Und zwar so, daß im Ziel der Puls nach oben zeigt. Jaja, da ist unsere Drehbewegung wieder. Eigentlich ist hier 'geschleudert' nur teilweise richtig. In der ersten Phase des Schlages wird der Arm eher vom Körper weggeschoben, die Handdrehung (zum Puls-nach-oben) macht dann das Schieben übergangslos (idealerweise im letzten Drittel des Schlages) zum Schleudern. Getroffen wird wieder entweder mit Knöchel von Zeige- und Mittelfinger oder mit den Knöcheln von kleinem, Ring- und Mittelfinger. Achtung! Da bei diesem Schlag der Puls in der Endposition nach oben zeigt (und damit etwas ungeschützter daliegt), sollte hier besonders auf das schnelle Zurückziehen geachtet werden. Der Schlag ist normalerweise mangels Aufbau von Armspannung (Zurückreißen) nicht so stark wie der zuvor beschriebene.
Dieser Schlag ist sehr gut geeignet, um einen Gegner auf Distanz zu halten oder ein wenig mürbe zu machen. Aus der Verteidigung kann man ihn recht gut und schnell anbringen, ohne sich selbst zu stark zu entblößen. Wer sich einen Boxkampf anschaut, wird diese Schläge zuhauf sehen. Das sind die Schläge/'Geraden', die mit der 'Führhand' Richtung Gegner angebracht werden. Die Trefferwahrscheinlichkeit steigt übrigens, wenn so ein Schlag doppelt angebracht wird, der härtere Schlag am Ende. Der erste wird vom Gegner vielleicht weggeblockt werden, der zweite könnte ihn überraschen.

Nicht immer zu empfehlen sind halbkreisförmige Schläge, die sog. 'Schwinger'. Diese sollen quasi die gegnerische Deckung 'umlaufen' und von der Seite treffen. Sie sind allerdings viel zu lange unterwegs. In dieser Zeit braucht der Gegner sich nur kurz zu drehen oder seine Deckung ein wenig herumzunehmen. Außerdem geben sie zuviel und zulange Deckung preis. Ein halbwegs schneller Gegner muß lediglich die sich auftuende Lücke mit einer Geraden nutzen. Lediglich dann, wenn unmittelbarer Kontakt zum Gegenüber besteht, können Schwinger erfolgversprechend angebracht werden. Selbst dann bleiben sie jedoch sehr einfach zu blocken und geben zuviel Deckung auf.
Das gilt grundsätzlich - aber in längst nicht so starkem Maße - auch für den Aufwärtshaken ('Uppercut'). Der ist in der Nahdistanz nützlich, nicht aber aus der Entfernung. Der Uppercut kann wie folgt geschlagen werden: zum einen 'klassisch' durch Ballen der Faust, Zurückreißen an die Hüfte (oder tiefer) und gradliniges Hochziehen ins Ziel, ohne den angewinkelten Arm zur Streckung zu bringen. Zum anderen so: der Schlagarm hängt zum Bein herunter. Faust wird geballt, Pulsseite 'nach hinten'. Dann wird der Unterarm mit der Faust nach oben gerissen, bis etwa ein neunzig-Grad-Winkel zum Oberarm erreicht ist. Dann folgt auch der Oberarm, bis die Faust im Ziel ist. Während dieser ganzen Bewegung hat sich die Faust einmal um hundertachzig Grad gedreht, so daß auch in der Endposition die Pulsseite hinten ist (hätte sie sich nicht gedreht, währe sie nun vorn). Wenn wir diesen Schlagablauf einmal probieren, stellen wir fest, daß die Schulter einen gewissen Drang nach vorn zeigt. Wohlan - geben wir nach. Nicht nur das, wir können sie sogar in der Schlagphase aktiv nach vorn drücken. Nur soviel, daß das Gleichgewicht nicht leidet. Insgesamt wird hier die Faust also 'nach oben geschraubt'.
Die zweite Variante hat den Vorteil, daß sie meist schwungvoller, nicht selten auch stärker ist. Die Trefferfläche kommt dabei auch steif und gerade nach oben, bei der ersten Variante m&ußte die Faust oftmals noch ein wenig nach vorn abgeklappt werden, um nicht nur mit den Fingergelenken zu treffen. Einen Nachteil hat dieser Schlag jedoch: durch das 'hinaufdrehen' der Faust brauchen wir ein wenig mehr Platz als beim klassischen Uppercut.

Und übrigens: egal welche Fausttechnik ausgeführt wird - im Moment des Auftreffens der Faust sollte das hintere Bein Bodenkontakt haben. Damit erhält der Schlag die nötige Stütze, er wird in der Regel kräftiger erfolgen.

Auch läßt sich die Schlagwirkung dadurch verbessern, daß die Schlagbewegung von der Hüfte aus 'auf den Weg gebracht wird' (eigentlich wollte ich ja nichts zum Hüfteinsatz schreiben - ach, egal ;-) ).
Wenn wir uns sicher sind, locker aus dem Arm heraus schlagen zu können, kann folgendes versucht werden: hinteres Bein steht leicht gebeugt. Die Schlaghand ist hinten. Die Schultern stehen also nicht parallel zum Angreifer, sondern leicht diagonal, mit der Schlaghand hinten. Jetzt drücken wir das Bein zur Streckung durch. Dadurch wird die Hüfte ein wenig nach vorn geschoben. Dadurch widerum verwindet sich der Oberkörper ein wenig, da die Hüfte nunmehr 'mindestens parallel' zum Gegner steht, die Schultern aber noch diagonal. Wir können nun dem Drang des Oberkörpers gern nachgeben, diese Verwindung aufzulösen. Das geschieht schon fast automatisch dadurch, daß sich die Schultern in Richtung 'Gegnerparallel' ausrichtet, die 'hintere' Schulter mit der Schlaghand folglich nach vorn gedrückt wird. Aus dieser Bewegung heraus wird nun der Schlag herausgeführt. Das ist vom Bewegungsablauf her zunächst alles andere als einfach. Wird aber schon, nur Geduld. Am besten wird es geübt, indem erst völlig ohne das gerade beschriebene 'Anschieben' geschlagen wird. Dann einfach mal beide Arme in die Hüften stemmen (sog. 'Ich-bin-empört!-Haltung ;-)') und die Hüftbewegung einzeln ohne Schlagbewegung, wohl aber mit Schulterbewegung, ausführen. Wenn wir das ein paar mal gemacht haben, so kann versucht werden, das 'Anschieben' mit der eigentlichen Schlagbewegung zu verbinden. Erst ganz langsam und fließend, dann mit zunehmender Sicherheit schneller werdend. Und immer daran denken, die Arme im Interesse des Ellenbogengelenks nicht bis zur Vollstreckung zu bringen, ja? Klasse.

Faustboden/-rückenschlag
Den Schlag mit dem "Faustboden" brauche ich nicht weiter zu beschreiben. Man stelle sich einfach vor, die Faust sei ein Hammer. Und es hat ja wohl schon jeder einmal mit der Faust auf den Tisch geschlagen, oder? Und - der Schlag ist hart. Sehr hart. Gerade weil wir wissen, daß dabei unserer Faust nicht viel passieren kann, werden wir schon fast automatisch fester zuschlagen als bei Filigranschlägen ;) .
Der Schlag mit der Rückseite der Faust sollte all denjenigen sehr einfach fallen, die schon einmal Tischtennis gespielt haben: der Bewegungsablauf ähnelt dem beim Rückhand-Schmetterball. Nur eben ohne einen Schläger in der Hand zu haben. Für alle anderen: Ausholen mit der geballten Faust Richtung gegenüberliegende Schulter. Die Knöchel zeigen in Richtung Schultergelenk. Dann erfolgt der Schlag Richtung Ziel, wobei sich das Handgelenk wieder im letzten Drittel so gedreht wird, daß die Knöchel 'nach vorn' zeigen, also treffen. Mit der Handgelenkdrehung wird die Geschwindigkeit des Schlages - ähnlich wie beim Fauststoß - gesteigert.
Auch hier muß die Faust in jedem Falle eine gewisse Festigkeit aufweisen. Die bekommen wir, indem wir sie kurz vor dem Auftreffen im Ziel anspannen. Dient neben der größeren Schmerzerzeugung beim Angreifer dazu, Schmerz auf unserer Seite zu vermeiden. Kleiner Test? Halten wir doch mal unsere Faust richtig schön labberig-locker und hauen damit (sanft, bitte!) auf den Tisch. Aua! Knöchel auf Knöchel. Und nun die Faust richtig schön ballen und - Feuer! Na? Unterschied gemerkt? Das gilt so übrigens auch für ähnliche Schläge/Stöße, wie z.B. Handkantenschläge (siehe dort).

Handballenstoß
Handballen Der Stoß mit dem Handballen ist vielleicht all denen angeraten, die Probleme haben, eine Faust fest zu ballen. Getroffen wir - na klar - mit dem Ballen. Womit genau, bekommt man ganz einfach heraus, indem man sich vor eine Wand stellt und den Körper gegen diese kippen läßt. Reflexmäßig werden wir uns mit den Händen abstützen. Richtig so. Wir verharren einen Augenblick so und ziehen die Finger an, bis nur noch der Ballen anliegt. Prima, das war's schon fast. Und genau so wird auch getroffen. Der Schlag kann dabei so ausgeführt werden, wie oben beim Fauststoß: mit einer Handgelenkdrehung. Heißt also: Arm zurück, Pulsseite nach oben und die zum Schlag mit dem Ballen gestreckte Hand wie oben drehen.
Gerade von ungeübter Seite wird der Handballenstoß oftmals härter ausgeführt, als ein Faustschlag. Das kommt daher, weil der Ballen (richtigerweise) als unempfindlicher angesehen wird, als die zarten Knöchelchen. Und die Traute zum Zulangen ist bei unempfindlichen Körperteilen unbestreitbar am größten. Wer schlägt schon gern zu, wenn klar ist, daß der Schlag zwar Wirkung beim Angreifer zeigt, wir aber danach selbst mit einem Gips rumrennen? (Anm: soll natürlich nicht bedeuten, daß ein Faustschlag mit einer eingegipsten Hand enden muß ;) ).

Also - der Handballenschlag ist eine gute Alternative zum Fauststoß. Aber Vorsicht! Die nach oben gestreckten Finger sind empfindlich! Treffen wir mit ihnen, könnten sie unglücklich unter der Wucht des Schlages nach hinten gerissen werden und sogar brechen. Um dieser Gefahr soweit als möglich zu begegnen, kann man die Finger wie zu einem Fragezeichen formen, wenn man sie zurückzieht. Sie werden also gebeugt, so daß sie stabiler liegen. Untereinander werden die Finger aneinander gedrückt, so daß sie sich gegenseitig stützen. Bitte niemals einen einzelnen Finger (schon gar nicht den kleinen - wir trinken ja nicht Tee bei den Royals) locker abklappen. Jetzt noch ein wenig Spannung in die aufgeklappte Hand bringen, und das Risiko für die Finger ist bereits wesentlich geringer (dennoch aber vorhanden!).

'Ohrfeige' einmal anders
'Kleine, fiese Ohrfeigenvariante'. Wie eine Ohrfeige verabreicht wird, setze ich mal als bekannt voraus. Weshalb aber die Trefferfläche unnötig groß halten? Einfach die gleiche Bewegung mit fest (!) geschlossener Faust durchführen. Idealerweise sollte mit den Fingergelenken von Zeige- und Mittelfinger getroffen werden. Und zwar dort, wo auch die Ohrfeige gelandet wäre: im Bereich von Kinnspitze bis Ohr, vielleicht auch an der Schläfe.
Wo wir beim Thema 'Ohrfeige' sind: Recht effektiv ist auch die beidseitige Ohrfeige auf die Ohren mit den flachen Händen. Neben den rein akustischen Folgen für den Getroffenen wirkt sich der Schlag auch auf das an den Ohren befindliche Gleichgewichtssystem aus...

Handkantenschlag
Handkante Der Handkantenschlag: viele meinen, die Handkante wird in weitem Bogen zum Ziel geführt, wie die Axt des Holzfällers zum Baum. Kann man machen, sicherlich. Es geht aber auch anders (schneller/besser?). Zunächst bilden wir überhaupt einmal unsere Hand zur 'Messerhand' (siehe Bild). Dabei kann ich eigentlich der Einfachheit halber nach oben zum Handballenstoß verweisen. Die Handkante ist aus Stabilitätsgründen idealerweise nämlich nicht einfach gerade gestreckt, sondern wird genau so seltsam (naja, nicht ganz so extrem vielleicht) gekrümmt, wie dort, Stichwort 'Fragezeichen'. Es ist ein Mißverständnis anzunehmen, daß mit der Handkante im Sinne des Wortes getroffen wird. Trefferfläche kann auch das (im Ziel versteifte) Handgelenk oder das Ende des Unterarms sein. Mit den Fingern der Handkante zu treffen, kann gerade bei Ungeübten zu schmerzhaften Erlebnissen führen.
Der Schlagablauf: wir stellen uns vor, wir sind ein Oberkellner und balancieren ein Tablett. Als Profi wird das Tablett in Höhe des Ohres waagerecht gehalten, mit den Fingern nach hinten. So, diese Handhaltung können wir erst einmal testen, evtl. mit einem Buch. Prima. Jetzt legen wir das Buch wieder weg (ich komme nicht für eingeschmissene Scheiben auf!), und nehmen diese Position wieder ein. Gut. Nun wird die Hand in dieser Position auf geradem (!) Weg nach vorn bewegt. Halt! Die Finger bleiben erst noch hinten. So. Das ganze stellt sich zunächst einmal als Stoß dar. Eigenartig? Vielleicht. Kurz vor dem Ziel wird jetzt aber plötzlich die Hand nach vorn geschwenkt, so daß die Finger in Schlagrichtung zeigen. Das ganze gilt es so zu timen, daß diese Schwenkbewegung aus der Stoßbewegung heraus neben dem Ziel vollführt wird. Mit der Handgelenkbewegung wird also die Handkante von der Seite zur Trefferfläche geführt. Einfach mal vor eine geöffnete Schranktür stellen und diesen Schlag langsam (!) testen, bis der Bewegungsablauf sitzt. Dann schneller werden.
Dabei aber bitte wieder beachten, daß der nach vorn gestoßene Arm nicht völlig durchgestreckt wird. Begründung siehe Fauststoß.
Mit dieser Art Schlag beschreiten wir den kürzesten Weg zum Ziel. Am stärksten wird der Schlag, wenn die Hand in einem leichten Bogen (so, als ob man einen Ball mit offener Hand werfen würde) geschleudert wird. Bitte das "arretieren", also das Versteifen des Handgelenks (nicht! des Ellenbogengelenks!), im Ziel nicht vergessen!

Es gibt daneben auch die Variante, mit der Innenhandkante (also zwischen Daumen und Zeigefinger, Handrücken zeigt im Ziel nach oben, Puls nach unten) zu treffen. Sieht schön aus, für Selbstverteidigungszwecke ist der Schlag jedoch nicht zu empfehlen, da hier besonders leicht eine Überlastung des Ellenbogens bei harten Treffern geschehen kann, wenn nicht genügend Spannung im Arm aufgebaut wird. Der Schlag ist daher sehr verletzungsträchtig und sollte - wenn überhaupt - nur nach längerer Übung angewandt werden.

Nachdem wir nun den Handkantenschlag ´von außen nach innen´ kennengelernt haben, widmen wir uns noch kurz seinem Zwillingsbruder: dem Handkantenschlag von innen nach außen. Um den Bewegungsablauf zu verdeutlichen, stellen wir uns doch erst einmal vor, daß wir unsere Hände nach dem Händewaschen ausschütteln. Das artet jetzt vermutlich in einer wilden Handgelenkschlenkerei aus, das ist auch gut so. Damit haben wir eigentlich schon den Schlag gelernt. Ich möchte jedenfalls nicht das geschlenkerte Handgelenk abbekommen...
Wie dem auch sei - ein wenig muß der Schlag natürlich noch verfeinert werden. Zunächst bilden wir natürlich unsere ´Messerhand´ wie oben beschrieben, so daß unsere Hand wieder eine gesunde Grundfestigkeit hat. Mit ´verfeinern´ ist aber auch und vor allem das ´Arretieren´ des Handgelenks im (oder kurz vor dem) Ziel gemeint. Haben wir nämlich keine Spannung aufgebaut, so tun wir uns beim Auftreffen selbst weh.
Sehr stark wird dieser Schlag dann, wenn wir ein wenig ausholen. Im Extremfall (dafür wird im Ernstfall zwar kaum Zeit sein, nur eben mal so zu Demonstrationszwecken) können wir z.B. unsere rechte Hand Richtung linkes Ohr bewegen. Und zwar so weit, daß wir - die Handfläche zeigt nach oben - mit dem kleinen Finger der rechten Hand unser linkes Ohrläppchen berühren. Aus dieser Stellung strecken wir nun schwungvoll (!) unseren rechten Arm und führen im letzten Viertel dieser Bewegung unsere ´Handschlenkerei´ durch. Bitte auch hier daran denken: Arm nicht komplett durchdrücken und Hand/Handgelenk kurz vorm Ziel anspannen/´arretieren´. Naja, und wer´s ganz hübsch machen will, der zieht gleichzeitig mit dem Strecken des (hier rechten) Arms die gegenüberliegende (hier linke) Schulter samt Arm zurück. Schööööön! Aber ich erinnere daran, daß es in der Selbstverteidigungssituation keine Schönheitspreise zu gewinnen gibt. Da also lieber im Sinne einer besseren Deckung sein lassen (oder nur ein wenig ;-) ).

Ellenbogenschlag
Erwähnung finden sollte auch der Schlag mit dem Ellenbogen. Dieser ist in der Regel für die kurze Distanz geeignet. Er ist hart und birgt für den Verteidiger wenig Verletzungsgefahr. Der Bewegungsablauf: Faust ballen und wie zum Fauststoß an die Hüfte zurückreißen. Jetzt schlagen wir einen Haken zum eigenen Solarplexus. Nein, bitte nicht voll durchziehen. Höchstens bis das obere Gelenk des Zeigefingers das Brustbein touchiert. Die Faust bescheibt dabei eine Halbkreisbewegung. Und der Ellenbogen? Nun, der sollte sich bei der Bewegung ebenfalls nach vorn bewegt haben. Das war die Grundbewegung. Diese wird jetzt noch einmal durchgeführt, nur wird diesmal eine kleine, aber entscheidende Bewegung der Schulter beim Schlagen dieses Hakens durchgeführt. Die Schulter wird, während die Faust auf dem Weg ist, nach vorn gedrückt. Bitte nicht so ruckartig, daß das Schultergelenk knackt oder das Gleichgewicht verloren wird. Je weiter die Schulter nach vorn gedrückt wird, desto weiter kann die Ellenbogenspitze zum (imaginären) Ziel wandern. Nach ein paar Übungsversuchen können sicher schon recht harte Schläge angebracht werden. Das bedeutet aber auch, daß ein Gegner, der von solchen Schlägen getroffen wird, sehr leicht schwere Verletzungen davontragen kann. Dessen sollte man sich bei der Anwendung immer im klaren sein! Auch hier haben wir mit Zurückreißen der Faust Spannung aufgebaut. Auch hier wurde das Handgelenk auf seinem Weg gedreht. Ist doch irgendwie immer alles gleich, oder?

Kopfstoß
Ins Kapitel 'Schläge' nehme ich auch den Kopfstoß mit auf. Ein Kopfstoß kann dann angebracht werden, wenn man quasi 'face to face' mit dem Angreifer steht, er von vorn den Körper umklammert hält, so daß die Arme nicht benutzt werden können. Wir treffen mit unserer eigenen Stirn. Ziel ist die Nase des Angreifers. Daß jene Nase dabei ohne weiteres gebrochen werden kann, muß nicht weiter erwähnt werden, oder?

Distanzüberbrückung beim Schlag
Soll ein wenig Distanz zum Ziel überwunden werden, ist es möglich, den Schlag gleichzeitig mit einem (nicht allzu großen) Ausfallschritt zu kombinieren. Das sieht dann etwa so aus, wie die Fechter es vormachen. Dort kann auch ein plötzliches 'Voranstürmen' beobachtet werden. Nur sollte es sich bei uns eher um ein "Ausfallschrittchen" handeln, vgl. "Techniken/Stellungen/Bewegung". Nebenbei wird bei gutem Timing die Wucht des Schlages durch die Bewegung des ganzen Körpers noch gesteigert. Die Gefahr dabei ist nur, das Gleichgewicht zu verlieren. Oder das Gewicht so stark auf das Vorderbein zu legen, daß dieses von kundigen Gegnern weggezogen/-getreten wird. Pardauz. Ideal wäre also, kurz nach vorn und nach Ausführung der Technik wieder ein Stück nach hinten zu gleiten. Ein richtiggehender Sprung mit beidbeinigem Abheben vom Boden ist überflüssig. Bitte gleichzeitig das Kapitel "Stellungen" (insbesondere bezüglich gleichzeitig ausgeführter Techniken) beachten!


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© 1997/98/99 Christian Stücke