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Grundsätzlich sollte versucht werden, Distanz zu einem Angreifer zu halten. Leider ist das in praxi aber nicht immer durchzusetzen. Selbst für den Fall des unmittelbaren Kontaktes sollte versucht werden, den Gegner mit entsprechenden 'harten' Techniken, also Schlägen, Stößen oder Tritten (vgl. jeweils dort) auf Distanz zu halten. Würfe sind in einer Selbstverteidigungssituation also eher selten anzuwenden. Zumal beim Gegner auch idealerweise Kleidungsstücke vorhanden sein müßen, die fest genug sind. Ein T-Shirt-tragender Angreifer in kurzen Hosen ist schwerer zu packen, als jemand mit einer festen Stoffjacke, der einen Gürtel trägt.

Nichtsdestotrotz: ein Wurf funktioniert nur dann, wenn das Gleichgewicht des Gegenüber gebrochen wird. Das kann im Falle eines anstürmenden Gegners derart passieren, daß der Bewegung nicht der vom Angreifer erwartete Widerstand entgegengebracht wird. Beispiel: jemand kommt mit Schwung auf uns zu, holt eventuell dabei aus der Bewegung zu einem Schlag aus. Er erwartet nun, daß er uns trifft, seine Bewegung also von unserem Körper gebremst wird. Wenn wir aber schaffen, auszuweichen bzw. wegzutauchen, den Gegner am (hoffentlich stabilen, sonst gleich wieder vergessen) Kragen oder Arm zu packen, und seine Bewegung so zu verlängern, daß er z.B. über unsere Schulter geworfen wird, hat ihn sein eigener Schwung zu Fall gebracht.
Das Gleichgewicht kann auch so gebrochen werden, indem der Körperschwerpunkt so verlagert wird, daß die Beine den Angreifer nicht mehr tragen können. Stellen wir einem Gegner ein Bein, so passiert das eben abstrakt beschriebene. Körperschwerpunkt unausgewogen, Gleichgewicht futsch, Bodenkontakt. Das kann recht gut dergestalt geschehen, daß wir versuchen, den Angreifer in eine bestimmte Richtung zu drücken um dann plötzlich nachzugeben und ihn in genau die andere Richtung ziehen.


Zu den Würfen selbst:
Ausgangslage sei ein schwungvoll von vorn angreifender Gegner (wenn er von der Seite angreift, drehen wir uns selbstredend). Er soll über unsere rechte Schulter oder das rechte Bein geworfen werden.
Ist er in Reichweite unserer Arme, greifen wir ihn mit beiden Händen fest am Kragen (Revers etc.), vorn vor der Brust. Dann schnellstmöglich unseren eigenen Körper auf dem rechten Bein nach links wegdrehen. Das linke Bein wird links hinter unserem Körper abgesetzt, so daß wir einen stabilen Stand haben. Dabei bleiben die Hände die ganze Zeit am gegnerischen Kragen. Die Bewegungsrichtung des Gegners läuft nun ungefähr geradeaus ins Leere, an uns vorbei. Drehen wir uns noch ein wenig weiter nach links (dabei ziehen die Hände den Angreifer an uns vorbei), so drehen wir uns quasi in den Gegner hinein. Dabei kann der Angreifer mit einem ruckartigen Vorbeugen des Oberkörpers entweder über das rechte, leicht anzuwinkelnde Bein gezogen werden, oder aber mit gleichem Ruck über unsere rechte Schulter. Wenn der Angreifer fällt, ist er selbstredend loszulassen. Zwar ist es äußerst unsportlich, den am Boden liegenden Gegner noch weiter zu bearbeiten, es geht hier jedoch um keinen sportlichen Preis, sondern darum, einen Angreifer unschädlich zu machen. Also weiter siehe Kapitel Tritte, Schläge/Stöße, Tritte, Anatomie etc. .
Die gleiche Technik kann auch aus dem Stand heraus ausgeführt werden. Zur Unterstützung den Gegner anschreien, anspucken etc., oder ihm einen Tritt gegen das Schienbein etc. versetzen. Geeignet sind auch Kniestoß ins Gemächt, Kopfstoß. Der Phantasie ist keine Grenze gesetzt. Das Greifen des Gegners verbunden mit dem Eindrehen und dem eigentlichen Wurf schließt sich schwungvoll sofort daran an.
Wenn kein geeignetes Kleidungsstück zum Greifen vorhanden ist, so kann der Angreifer auch am Oberarm gepackt werden. Ist gerade aber für Leute mit kleineren Händen schwerer festzuhalten.

Ausgangslage: der Angreifer hat uns von vorn gepackt. Er soll nun nach hinten geworfen werden, so daß er auf den Rücken fällt.
Wir packen ihn wieder am Kragen (etc., s.o.). Wir drehen uns z.B. ein wenig nach links. Dann versuchen wir, ein (hier unser rechtes) Bein hinter das rechte, von uns aus gesehen linke, Bein des Gegners zu setzen. Jetzt drängen wir ruckartig nach vorn und versuchen, den Angreifer über unser (hier rechtes) Bein zu drücken. Wenn er fällt - loslassen. Wenn er uns mit runter zieht, landen wir am besten auf dem Angreifer. Und zwar derart, daß wir unser Knie oder einen Ellenbogen beim Aufprall in eine möglichest empfindliche Körperpartie setzen.
Schaffen wir es nicht, unser Bein hinter beide Beine des Angreifers zu bringen, so muß versucht werden, das (hier rechte) Bein zwischen den Beinen des Gegners hindurch (Kniestoß ins Genital möglich?) hinter sein linkes, von uns aus gesehen rechtes Bein zu bekommen. Weiter siehe oben.

Ausgangslage: der Angreifer hält uns von hinten umgriffen. Unsere Arme sind frei. Er soll nun nach vorn geworfen werden.
Wir könen nun versuchen, den Gegner mit beiden Händen an der Schulter/am Oberarm bzw. dem jeweils dort befindlichen Kleidungsstück zu packen. Dazu ist eine Körperdrehung zur jeweiligen Seite nötig. Wollen wir den Angreifer z.B. über das rechte Bein ziehen, so greifen wir nach rechts über unsere Schulter an den rechten Schulterbereich (Oberarm, Kleidung...) des Gegners. Dabei drehen wir uns mit dem Oberkörper nach rechts. Dann versuchen wir, unser linkes Bein weiter nach links abzusetzen. Wir knicken unsere Beine leicht ein und verlagern so den Körperschwerpunkt nach unten. Aus diesem 'nach-unten-Verlagern' ziehen wir nun den Gegner mit Schwung nach vorn über unser rechtes Bein. Unser Oberkörper wird dabei nach unten links gebeugt.
Nach dem gleichen Prinzip können wir verfahren, wenn wir beim nach-hinten-greifen den Hals des Gegners zu fassen bekommen können. So kann der Angreifer praktisch am Hals geworfen werden. Nebenbei besteht eine gute Gelegenheit, einen Kopfstoß rückwärts anzubringen.

Ausgangslage: der Angreifer hält uns von hinten umgriffen. Unsere Arme sind mit umfaßt, so daß sie nicht benutzt werden können.
Hier kann der Gegner nach hinten umgeworfen werden. Nehmen wir an, er soll über unser linkes Bein gehen. Wie das? Unsere Beine sind doch vor denen des Angreifers? Nun, wir müßen also zumindest das linke Bein hinter den Angreifer bringen. Dazu muß unser Körper nach links gedreht werden. Dabei versuchen wir, uns ein wenig nach rechts zu bewegen. Dann muß probiert werden, das linke Bein hinter den Gegner zu stellen. Dann mit aller Macht nach hinten drücken. Der Angreifer fällt über unser ausgestrecktes Bein. In aller Regel werden wir mitfallen. Normalerweise müßten wir jedoch auf dem Gegner landen. Gegebenenfalls drehen wir uns im Fall noch ein wenig zum Gegner hin auf unsere Seite.
Mit dieser Technik kann der Gegner auch nach hinten geworfen werden, wenn er uns von hinten umklammert, unsere Hände dabei aber frei sind. Dann sollte sogar versucht werden, die Hände / Unterarme des Gegners an unserem Körper festzuhalten, damit er sich im Fall nicht abstützen oder andere Abwehrbewegungen machen kann.

Noch etwas: man muß einen Gegner nicht immer und ausschließlich am Schlaffitchen packen. Es genügt auch, ihn an den Schultern oder dem Hals zu umklammern, um ihn dann über das Bein zu ziehen/zu werfen. Und - auch wenn ein Wurf in der Regel besser über unsere 'starke' Körperseite gelingt - ruhig auch mal probieren, mit der anderen Seite zu werfen.


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© 1998 Christian Stücke