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* Hebelgriffe * Lösen von Griffen


Allgemeines
Griffe kommen dann zum Einsatz, wenn direkter Kontakt zum Angreifer besteht (logisch!). Mit ihnen soll der Angreifer zuvorderst dazu bewogen werden, uns wieder loszulassen, damit wir die Distanz wieder gewinnen. Also eigentlich eine kurze Aktion. Einen Angreifer mit einem Griff länger am Boden halten zu wollen, will auch gut überlegt sein: irgendwann muß losgelassen werden. Und dann? Hoffentlich ist dann ein Freund und Helfer da. Problematisch auch die Fälle, in denen mehrere Angreifer vorhanden sind. Diese gleichzeitig abzuwehren und den ersten Gegner am Boden zu halten, ist etwas für Leute, die langjährige Kampfsporterfahrung auf diesem Gebiet haben. Ideal wäre es, sich mit einem Griff vom Angreifer zu lösen, um sich dann in Sicherheit zu bringen. Aber das mit dem 'ideal' ist ja bekanntlich so eine Sache...
So. Griffe werden gewöhnlich gegen besonders empfindliche Körperteile gebraucht. Anbieten würden sich da zunächst z.B.: Finger, Haare, Augen, Hoden. Eine Umklammerung läßt sich spitzenmäßig dadurch lösen, daß die kleinen Finger des Gegners nach hinten umgebogen werden. Auch die Familienjuwelen sind gegen feste Griffe empfindlich. Sehr sogar! Und was ein Finger im Auge anrichtet, weiß wohl jeder.
Ich will hier nochmal moralpredigen (ja, das muß sein!): was sich gerade eben so leicht und locker lesen ließ, kann für den Angreifer bedeuten: gebrochene Finger, Verlust der Zeugungsfähigkeit, Verlust des Augenlichts! Solche Techniken sind also wirklich etwas für Situationen, in denen es hart auf hart geht. Bitte niemals vergessen!
Neben diesen Griffen gibt es auch noch solche, die sich gegen weniger exponierte Körperteile richten. Sehr wirkungsvoll sind nämlich auch Griffe gegen Körperpunkte, an denen die Nerven 'blank' liegen. Ein Beispiel ist der wohl jedem bekannte 'Musikantenknochen' am Ellenbogen, den man sich schon mal leicht anstoßen kann. Klar wird da nicht ein 'Knochen' gereizt, sondern die umliegenden Nervenstränge. Daran einen Griff anzusetzen, ist allerdings eher schwierig. Oder z.B. auch Griffe, die dazu führen, daß beim Gegenüber Knochen auf Knochen gepresst wird. Ein herzhafter Händedruck, der die Knöchel zusammenstaucht, mag da ein Anschauungsbeispiel liefern.
Vor allem bei den etwas komplizierten Techniken sei die (vorsichtige!) Übung mit dem Partner angeraten. Bitte gerade am Anfang jemanden suchen, zu dem man Vertrauen hat. Wenn einem schon jemand (zur Übung) an die Gurgel geht, sollte das nicht unbedingt eine fremde Person sein, die nicht einzuschätzen ist.

Einige druckempfindliche Stellen, die sich für Griffe (aber auch Stiche, Schläge etc.) eignen, sind im Kapitel 'Anatomie' aufgeführt.

Würgegriffe
Ein relevantes Gebiet ist das der Würgegriffe. Das Ziel ist dabei der Halsbereich des Gegenüber. Dabei ist zwischen Griffen, die auf den Kehlkopf, sowie solchen, die auf die Halsschlagader wirken, zu unterscheiden. Ein kräftiger Griff an den Kehlkopf kann dabei zu schweren Verletzungen beim Angreifer führen (siehe Anatomie). Mit einem Griff an die Halsschlagader wird die Blutzufuhr zum Gehirn behindert bzw. unterbunden, was zur Ohnmacht führt. Wird danach der Griff nicht gelockert, stirbt das Hirn (und damit der Angreifer) ab. Und das ist dann definitiv keine Notwehr mehr!
Wer den Effekt des Kehlkopf-Wügegriffs mal am eigenen Körper erfahren will, sollte mal... nein! Erst wieder der erhobene Zeigefinger: nicht zu stürmisch ausprobieren! ...also, der sollte sich mal selbst mit der gekrallten Faust an die Kehle fassen. Und zwar am oberen Ende des Halses, fast direkt unter dem Unterkieferknochen. Dort die Luftröhre erfühlen. Den Daumen an die eine Seite, Zeige- und Mittelfinger an die andere Seite legen, die Finger ein kleines (!) bißchen in den Hals drücken und nur ganz sanft (!!!) zudrücken. Würg! Nicht schön. Betrunkene Gegner werden das Würgen (und den damit verbundenen Brechreizeffekt) besonders heftig spüren. Gegebenenfalls ist mit 'Würfelhusten' zu rechnen. Dieser Würgegriff ist einfach anzuwenden und sofort würg... wirksam. Zum Lösen vom Gegner ist er daher recht gut geeignet. Darüber hinaus ist er auch gut dosierbar, so daß er situationsabhängig heftig angewendet werden kann.
Das Würgen der Halsschlagader setzt natürlich erst einmal voraus, daß klar ist, wo sich diese überhaupt befindet. Also erst einmal den eigenen Puls unterhalb des Unterkieferknochens am Hals erfühlen. Dazu aber nicht den Daumen, sondern Zeige- und/oder Mittelfinger benutzen (der Daumen hat einen 'eigenen Puls' der stören kann). Beim Würgen der Halsschlagader können z.B. die Finger den Hals umfassen, und die Daumen zu den Schlagadern links und rechts geführt werden. Dort dann zudrücken. Vorsicht, daß dabei nicht der Kehlkopf erwischt wird, Lebensgefahr! Die Finger können sich an der Halshinterseite abstützen und so eine höhere Daumenkraft ermöglichen.
Andere Variante: Würgen der Halsschlagader mit der Handkante. das setzt allerdings voraus, daß der Gegner eine Kleidung mit halbwegs stabilem, unelastischen Kragen trägt. Also bei T-Shirt-Trägern bitte nicht anwenden. Jeans- oder Lederjacken sind dagegen besser geeignet. Ablauf: rechte Hand greift zum (von uns aus gesehen) linken Kragen, linke Hand ergreift den (von uns aus gesehen) rechten Kragen. Die Griffe setzen dabei möglichst hoch an, so daß die Handkanten von vorne herein den Hals berühren. Jetzt sind die Hände gekreuzt vor dem Hals des Gegners. Nun ziehen wir die Hände einfach zurück. Nein! Nicht loslassen! Beim Ziehen drücken wir gleichzeitig unsere Ellenbogen nach vorn. Die Handkante sollte dann Druck auf den Hals des Gegners ausüben. So. Haben wir alles richtig gemacht, drücken nun die Handkanten dem Gegenüber die Schlagadern ab. Die Technik kann übrigens auch mit einem Kopfstoß oder Kniestoß ins Gemächt kombiniert werden. Nachteil: der Griff ist langwierig.

Hebelgriffe
Hebeltechniken machen sich das Prinzip zunutze, daß die betreffenden Gelenke sich nur in eine Richtung bzw. nur 'bis zu einem gewissen Anschlag' bewegen lassen. Also muß zum einen das Ende der Extremität irgendwie fixiert und Druck auf das Gelenk ausgeübt werden. Und zwar in Richtung des Übersteckung.
Hebeltechniken sind allerdings auch problematisch: sie erfordern meist eine sehr intensive Übung ('jeder Handgriff muß sitzen'), zum anderen haben sie oftmals den Zweck, einen Gegner 'festzulegen'. Das kann bei einem Gegner zum Erfolg führen, bei mehreren wird's aber kompliziert. Und wir wollen ja gerade Distanz halten bzw. gewinnen. Das soll nicht heißen, daß Hebeltechniken zur Selbstverteidigung schlichtweg ungeeignet sind, ihre Anwendung ist nur komplizierter und 'störungsanfälliger'. Ein paar Hebel will ich wegen ihrer - relativen - Einfachheit und Effizienz aber trotzdem vorstellen. Sie sind für solche Situationen gedacht, in denen wir uns befreien müßen.
Der Fingerhebel ist gut geeignet, einen Griff des Gegners zu lösen. Einfach einen Finger der Hand (idealerweise, weil am schwächsten, den kleinen Finger) ergreifen und nach hinten biegen (siehe oben).
Der Genickdrehhebel kann auch praktisch sein. Z.B. dann, wenn wir am Boden sind und ein Angreifer versucht, uns zu würgen. Ausführung wie folgt: eine Hand (unsere 'schwache') fest auf den Nacken des Würgenden legen. Die andere Hand wird flach auf das Gesicht/die Wange des Gegners gelegt, so daß die Handkante zum Nasenflügel zeigt bzw. an diesem anliegt. Die Finger zeigen nach 'oben' Richtung Augen. Jetzt gleichzeitig mit der 'hinteren' Hand den Nacken des Gegners zu uns ziehen und mit der 'vorderen' Hand das Gesicht nach hinten wegdrücken. Dabei schiebt die Handkante die Nase sozusagen. Der Kopf wird sich drehen, um den Druck auf die Nase zu verringern. Wenn der Kopf weit genug gedreht ist, bleibt dem Körper nichts anderes übrig, als zu folgen. Wir sind (hoffentlich!) frei. Gegebenenfalls können auch die Finger der 'vorderen Hand' mit dem Auge des Gegners in Tuchfühlung gehen.
Schmerzhaft auch ein Fußdrehhebel: mit der 'schwachen' Hand wird der Hacken festgehalten, mit der starken Hand die vordere Fuß- bzw. Schuhpartie ergriffen und nach hinten gedreht. Ein Fuß sollte dabei auf dem Oberschenkel des 'nicht gegriffenen' Beines bleiben und dieses runterdrücken, um zu verhindern, daß der Gegner sich herumwerfen kann. Dann wäre der Hebel wirkungslos. Ein Handdrehhebel (Ausführung analog) ist für unsere Zwecke eher noch weniger geeignet, da wir dabei sozusagen 'in Schlagweite' des Gegners verbleiben und dieser leichter seinerseits Gegenmaßmaßnahmen ergreifen kann.
Das Hebelprinzip kann auch helfen, wenn ein Griff an den Hals (Würgen, Festhalten etc.) gelöst werden soll. Nehmen wir an, jemand würgt uns. Dann nehmen wir unsere 'schwächere' Hand, führen sie 'über' die Arme des Gegners zu dessen Handgelenk. Und zwar zu dem, das unserer 'schwachen Seite' quer gegenüber liegt. Ist unsere schwache Seite z.B. die Linke, ergreift unsere linke Hand das linke Handgelenk (sollte von uns aus gesehen rechts liegen). Nun drücken wir mit unserer 'starken' Seite, bzw. mit der Hand dieser Seite auf den Ellenbogen des 'fixierten' Armes. Das kann ruhig schwungvoll oder mit einem Schlag passieren. Gleichzeitig drückt die 'schwache' Hand das Handgelenk in die entgegengesetzte Richtung nach außen vom Hals weg, so daß der Arm des Gegners gestreckt wird. Das geht natürlich nur, bis der Arm des Gegenüber voll durchgestreckt ist. Wir steigern den Druck jedoch weiter. Will der Angreifer keinen gebrochenen Arm riskieren, wird er loslassen. In jedem Falle können wir den Gegner aber mit diesem Armhebel von uns wegschieben. Lag der Angreifer auf uns, können wir uns aus der Bewegung unter ihm wegrollen. Wer's partout nicht sein lassen kann, könnte versuchen, den Gegner am gestreckten Ellenbogen zur Seite und nach unten zu drücken. Dann ist der Gegner am Boden gepinnt. Tja, da das aber ein Haltegriff ist, gilt das, was darüber oben schon erwähnt wurde. Ob so einer angewendet werden sollte, will gut überlegt sein...

Lösen von Griffen
Wer die vorangegangenen Passagen gelesen hat, wird dort schon viele Techniken - selbst Griffe - gefunden haben, mit denen sich Griffe in unterschiedlichen Lagen lösen lassen. Einige weitere folgen. Am wirksamsten werden diese Techniken, wenn sie unmittelbar nach einer 'Schocktechnik' erfolgen. Das kann vom Anspucken, Tritt gegen das Schienbein, Anschreien, Kopfstoß, Stich in die Genitalien etc. so ziemlich alles sein. Da in der Verteidigungssituation kein Mattenrichter auf die Einhaltung irgendwelcher 'sauberer' Techniken achtet, sind Techniken wie Haareziehen, Kneifen, Kratzen oder Beißen ausdrücklich angeraten. Das ganze so kräftig wie nur irgend möglich, wenn ich bitten darf. ;-)
Geraten wir in einen Würgegriff, ist zuallererst der Kopf zwischen die Schultern zu ziehen. Schultern hoch! Kopf runterziehen! Kinn auf die Brust bringen. Damit können wir den empfindlichen Kehlkopf schützen und dem Griff ein wenig Wirkung nehmen.

Gegen Würgegriffe im Stehen von vorn
... kann Wegdrehen mit dem ganzen Körper helfen. Und zwar unter gleichzeitigem Hochreißen der jeweils der Wegdrehrichtung gegenüberliegenden Schulter. Drehen wir uns also z.B. nach rechts weg, reißen wir die linke Schulter hoch. Wenn wir den Ellenbogen bzw. die Faust dabei mit nach oben reißen, haben wir nicht nur mehr Schwung, sondern zugleich die Gelegenheit einen Schlag anzubringen. Stärker wird diese Technik, wenn sie mit einer 'Gegenbewegung' des anderen Armes verbunden wird: wir wollen uns z.B. nach rechts wegdrehen. Wir heben den rechten Arm. Das muß nicht ruckartig geschehen, kann aber natürlich. Jetzt erst kommt die eigentliche Wegdrehbewegung, wie sie gerade beschrieben wurde. Sie läuft gleichzeitig zum fallenlassen des zuerst gehobenen (hier des rechten) Armes. Da haben wir unsere Gegenbewegung! Ein Arm hoch, der andere runter. Etwas Schwung dabei, wenn ich bitten darf ;-) .
... können wir eine 'Brustschwimmbewegung' durchführen. Beide Fäuste ballen und gleichzeitig an die Hüfte zurückreißen. Dann wie bei einem 'Kinnhaken' nach oben Richtung Kinn des Angreifers schlagen. Und zwar so, daß die Fäuste zwischen den würgenden Armen des Gegners nach oben stoßen. Die Pulsseite ist zu uns gewendet. Die Arme bilden also praktisch einen Keil, der nach oben getrieben wird. In dem Moment, in dem die Fäuste die Arme durchstoßen, drehen wir sie um, so daß die Pulsseite zum Angreifer zeigt. Da ist übrigens die Drehbewegung wieder, die uns z.B. beim Schlag schon begegnet ist. Durch die Drehung werden unsere Ellenbögen noch ein wenig weiter auseinandergedrückt, der Keil wird praktisch noch breiter. Und wieso eingangs 'Schwimmbewegung'? Naja, beim Brustschwimmen sieht der Brustzug doch vom Prinzip ähnlich aus, oder? Nur, daß unsere Technik sehr viel explosiver geschehen muß. Je explosiver, desto wirkungsvoller.
... können wir auch die Holzhackermethode anwenden. Beide Arme über den Kopf heben. Dann eine Hand zur Faust ballen. Das wird unsere Axt. Die andere Hand umfaßt diese Faust in der Weise, daß der Handteller auf der 'Daumen- und Zeigefingerseite' aufliegt. Die 'Axthand' soll also quasi von der anderen Hand 'geschoben' und unterstützt werden. Dabei ist aber Wert auf ein festes Umfassen der Faust zu legen. Die umballte Faust nun wuchtig nach unten Richtung Ellenbogen des Würgenden sausen lassen. Getroffen wird mit der Handkante oder dem Unterarm der 'Axthand'. Bitte nicht die Finger ineinander verflechten! Treffen wir dann nämlich versehentlich mit den Fingern, krachen diese derart aufeinander, daß sie brechen könnten.

Gegen Würgegriffe im Stehen von hinten
... den Angreifer möglichst versuchen, mit einem Kopfstoß nach hinten, einem Ellenbogenstoß, einem 'Pferdetritt' nach hinten zum Schienbein, einem Tritt mit dem Hacken (einfach Richtung eigener Hintern treten) ins Genital oder einem Stich eben dorthin zur Grifflockerung zu bringen.
... sollte unbedingt versucht werden, das Lösen mit einer Drehung zu verbinden. Die Drehbewegung dabei wieder mit Schulter-/Armhochreißen wie oben verbinden.
... kann man im Rahmen dieser Bewegung einmal folgendes versuchen: den Arm nicht nur gerade nach oben reißen, sondern nach hinten in Richtung Gesicht des Gegners. Dort versuchen ins Gesicht zu greifen.
... kann, wenn der Angreifer mit dem Unterarm würgt, der Kopf so zur Seite gedreht werden, daß der Strangulationseffekt zumindest vermindert wird. Nachteil: dann stärkerer Druck auf Halsschlagader möglich (Abschnitt der Blutzufuhr zum Hirn!)
... hilft nicht zuletzt der gute, alte Fingerhebel. Gutes Biegen!

Gegen Umklammern von vorn
Sind die Arme noch frei, lädt das doch glatt zu einem mit beiden Handflächen ausgeführten Schlag auf die Ohren ein, nicht wahr? Bong! Treffen beide Handflächen gleichzeitig auf, verstärkt das den Effekt. Das Gleichgewichtsgefühl des Gegners wird ein wenig angegriffen sein. Alternativ oder zusätzlich kann ein Kopfstoß (Stirn gegen Angreifernase) geführt werden. Stiche und Knietritte ins Genital sind ohnehin obligatorisch. Letztere gewinnen an Wirkung, wenn der eigene Unterkörper zunächst ein wenig (kleiner Tippelschritt zurück möglich?) vom Gegner weggebracht wird.
Falls es nach Anbringen einer 'Schocktechnik' gelingt, kann auch versucht werden, sich ruckartig gerade nach vorn zu beugen, um ein Bein des Angreifers zwischen den eigenen Beinen durchzuziehen und ihn so zu Fall zu bringen.
Sind die Arme mit umklammert, einen Kopfstoß der gerade beschriebenen Art versuchen. Plus Knietritt ins Genital, plus Schienbeintritt, Tritt aufs Fußgelenk.
Helfen kann auch, ganz tief Luft einzuatmen, den Oberkörper also ganz aufzuplustern. Falls irgend möglich, versuchen die Arme neben den Körper zu bringen. Dann ganz plötzlich Luft ablassen und Arme Richtung Bauch führen. Den Oberkörper also ganz schmal werden lassen. In diesem Moment lassen wir uns gerade nach unten sacken. Und zwar mit Karacho. Unsere Beine dürfen keine tragende Bedeutung mehr haben. Achtung! Dabei aber unbedingt Spannung in der Rücken-/Wirbelsäulengegend halten! Es kann sein, daß der Gegner den Oberkörper so fest hält, daß die untere Wirbelsäule beim Versuch, nach unten zu sacken, zu heftig und zu plötzlich gestreckt wird. Ist es jedoch gelungen, auf den Boden (und aus dem Griff) zu sacken, sollte ein Tritt ins Gemächt des über uns stehenden Angreifers leicht fallen.

Gegen Umklammern im Stehen von hinten
Hier kann ich glücklicherweise auf die vorangegangenen Absätze verweisen. Die Techniken sind die gleichen, nur wird nicht mit der Stirn, sondern mit dem Hinterkopf gestoßen etc. . Will der Gegner uns 'ausheben', also von hinten umklammern, hochheben und umwerfen, kann das zumindest vorübergehend dadurch verhindert oder erschwert werden, indem wir ein Bein nach hinten um das Standbein des Gegners legen und uns so quasi bei ihm Einhängen.

Gegen Festhalten des Armes/der Arme am Handgelenk
Wird ein Arm festgehalten, kann man sich zur anderen Seite (z.B. rechter Arm festgehalten: nach links) wegdrehen. Dabei folgendes beachten: der Arm hat am Handgelenk eine 'flache' Seite und eine 'breite' Seite. Kaum ein Arm ist im Durchmesser rund ;) . Umgreift der Gegner unseren Arm, so ist der Griff an Daumen und Fingerspitzen 'offen'. Seine Hand ist ja quasi wie ein 'C' geformt. Die flache Seite unseres Arms kann beim Wegdrehen ihrerseits so gedreht werden, daß sie sich mit den Ellen/Speichenknochen bei der Körperdrehung aus der offenen Seite des 'C's herausschiebt. Test: mit der linken Hand umfassen wir unser rechtes Handgelenk. Jetzt drehen wir die rechte Hand im Griff mal hin und her. Der Griff öffnet sich an einer Position, da nämlich, wo einer der Unterarmknochen aus dem 'C' der linken Hand herauskommt. Bei der Körperumdrehung den Oberkörper leicht nach hinten drehen, so daß sich der Ellenbogen des zu lösenden Arms Richtung Gesicht des Gegners bewegt. Test zwei: wie eben umklammert die linke Hand das rechte Handgelenk. Rechte Hand zur Faust ballen. Dann den Ellenbogen des rechten Arms nach oben ziehen. Ich hoffe, das Prinzip ist damit klar. Läßt sich nicht gut beschreiben, einfach mal (mit Partner) ein wenig hin- und herprobieren.
Werden beide Arme festgehalten, passiert im eigentlich das gleiche, nur kann versucht werden, unsererseits den Arm des Angreifers festzuhalten, aus dem wir uns herausdrehen wollen.

Gegen den 'Polizeigriff' (auf den Rücken gedrehter Arm)
Nach vorn beugen und dabei den auf dem Rücken liegenden Arm durchstrecken. Falls wir festgehalten werden, daß ein Vorbeugen nicht möglich ist, muß dieses erst einmal möglich gemacht werden. Tritt gegen Schienbein/auf den Fuß, Kopfstoß rückwärts etc. .

Gegen den 'Doppelnelson'
Äh, 'Doppelnelson'? Nun, das ist der beiderseitiger Griff unter unseren Achseln hindurch; der hinter uns stehende Angreifer verschränkt die Hände hinter unserem Nacken, so daß unsere beiden Arme unbrauchbar sind. Als Gegenmaßnahme beide Arme ruckartig nach oben bringen, nach hinten greifen und die Finger des Angreifers (ideal: kleiner Finger) umbiegen. Vorher kann versucht werden, den eigenen Hintern ins Genital des Angreifers zu rammen oder einen Tritt mit dem Hacken anzubringen. Vielleicht gelingt es auch, die Arme nach hinten zu bringen und unsererseits den Nacken des Angreifers zu umfassen. Dann kann unser Hinterkopf einmal besonders intensiv in Kontakt mit der Nase des Gegners treten. Und der Hinterkopf ist doch ein wenig unempfindlicher als die Nase. Oder wir versuchen vorher, die Finger in die Augen des Gegners zu bekommen.

Gegen (anzügliche) Umarmungen (Hüfte)
Folgende Annahme: jemand umarmt uns, indem er seinen rechten Arm um unsere Hüfte legt. Demjenigen die Finger zu verbiegen kommt aber aus irgendeinem Grund nicht in Frage. So. Also greifen wir eben den Arm, der um uns gelegt wurde und pressen ihn sogar noch fester an unseren Körper, so daß er fixiert ist. Das können wir zum einen mit einer (in unseren Fall der linken) Hand machen. Mit dieser Hand also den Arm des Angreifers packen und festhalten. Den anderen Arm über den umarmenden Arm legen und wie beim Strammstehen ;-) entlang unseres (im Beispiel des rechten) Beins anlegen. Nicht locker, sondern fest anpressen, falls eine Hose gestragen wird kann man sich auch an der Hosennaht festkrallen. So. Der Unterarm des Angreifers sollte nun quasi an uns festgetackert sein. Optimal ist es, wenn der Ellenbogen des Angreifers fixiert ist. Jetzt erfolgt in unserem Beispiel eine einfache Körperdrehung nach rechts (also zu der Seite, die vom Arm festgehalten wird). Bei der Bewegung unbedingt den Arm weiter festhalten! Irgendwelche Schritte sind eigentlich nicht nötig, unterstützend können wir aber einen kleinen Schritt nach links unternehmen. Da der Arm an unserem Körper quasi festklebt, wird durch die Bewegung der Arm entgegen der Belastungsrichtung der Gelenke belastet. Irgendwann wird dem Belästiger nichts anderes übrig bleiben, als mit dem Körper ziemlich seltsame Bewegungen zu vollführen, um die Gelenkbelastungen irgendwie zu kompensieren. Die Lust an der Umarmung sollte jedenfalls dahin sein.
Das geht zum anderen aber auch, wenn wir den Arm des Angreifers mit beiden Händen festhalten. Dann müssen wir unseren (im Beispiel den rechten) Unterarm auf dem Unterarm des Angreifers (der uns ja mit dem rechten Arm umschlungen hält) zu liegen bringen und Unterarm gegen Unterarm pressen. Dann wie oben verfahren: also wieder (hier nach rechts) wegdrehen, dabei den Griff nicht lösen.

Gegen anzügliche Umarmungen (Schulter) / gegen 'Schwitzkasten'
Beispiel: Jemand umarmt uns, indem er seinen rechten Arm um unsere rechte Schulter legt. Um ihm freundlich klarzumachen, daß das nicht erwünscht ist, kann man sicher in diverse Körperteile schlagen oder Tritte anbringen. Geht aber auch anders: wir legen den Arm, an dessen Schulter die Hand des Betreffenden gerade nicht liegt (äh, klingt komisch..., jedenfalls ist es in unserem Beispiel der Linke) von hinten über den umarmenden (Ober)Arm des Angreifers. Die rechte Hand wird nun fest in die linke Hand gelegt, beide Hände halten sich fest. Aber wirklich fest! Wir müßten nun mit unseren Armen praktisch einen Bogen über den umarmenden Arm gelegt haben. Letzter Akt: mit dem Oberkörper beugen wir uns vor. Die ineinander gefalteten Hände werden im Schwung nach vorn gebracht. Genauer gesagt werden sie ungefähr gen eigenen Bauchnabel geführt. Das Ellenbogengelenk des Angreifers wird irgendwann die aufgezwungene Bewegung nicht mehr kompensieren können. Vorsicht - wenn man sich wirklich mit Power nach vorn ruckt, kann das den Schultergelenken oder Gelenken im Arm des Angreifers nachhaltig schaden. Vor allem, wenn man unterstützend einen Sidestep vom Angreifer weg... aber gut, muß nicht sein. ;-)
Und - wie die Überschrift auch verheißt - nach dem gleichen Prinzip kann man auch einem Schwitzkasten entkommen. Schließlich ist der Schwitzkasten ja nichts anderes als eine, naja, recht heftige Art der Umarmung.
Methode Nummer zwo - diesmal nur zur Befreiung aus dem Schwitzkasten - läuft wie folgt: im Schwitzkasten werden wir ja mit dem Oberkörper nach unten gedrückt. Unsere Arme sind dabei frei. Wie praktisch! Da ja direkt neben uns, so wie wir gerade im Schwitzkasten hängen, ein Bein des Angreifers steht, greifen wir es uns. Und zwar beide Hände fest hinter dem nächststehenden Knie des Angreifers zusammenfalten und sein Bein ruckartig hochreißen. Dabei die Bewegung durch Strecken unserer Beine (Aufrichten) unterstützen. Der Angreifer sollte nunmehr den Abgang nach hinten machen. Flankierend können selbstredend wieder Schläge ins ebenfalls recht gut erreichbare Gemächt geführt werden.


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© 1997/98/99 Christian Stücke