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Zum Verständnis


Was meint "Selbstverteidigung"? Nun, natürlich die Verteidigung seiner selbst oder anderer, wenn dieses nötig ist. Klar, oder?

Wie verteidige ich mich also richtig? Naja, darüber wurden schon Bücher geschrieben und ausgiebigst disputiert. Jeder vertritt da andere Thesen, jeder hat sein persönliches Geheimrezept. Der eine mag Judo, andere Aikido, Kickboxing, Wing-Tsun, Ju-Jutsu, Karate, Kung Fu und wie sie alle heißen. Sie sind sicher alle zur Selbstverteidigung geeignet - mehr oder weniger jedenfalls. Aber auch dazu gibt es Meinungen wie Sand am Meer.
Dennoch möchte ich versuchen, ein paar Tips zu geben, wie eine wirksame Verteidigung umgesetzt werden kann. Für Korrekturen, Ergänzungen, Tips, Tricks und Gemecker bin ich natürlich jederzeit da (wenn ich nicht gerade woanders bin ;-) ). Das bezieht sich gerade auch auf die Beschreibung der Techniken. Ein wenig Vorstellungskraft ist sicher nötig. Wer etwas nicht versteht, möge mich doch anmailen, damit ich weiß, was ich besser beschreiben muß. Die eMail-Adresse ist unten auf der Seite zu finden. Wer ein streng dogmatisch aufgebautes Werk erwartet, wird leider (?) enttäuscht. Ich denke mal, man sollte das Thema nicht zu verkrampft angehen und eine gesunde Lockerheit an den Tag legen. Die eine oder ander laxe Bemerkung sei mir also nachgesehen.
Und nochmal: die ultimativen, einzig und allein glücklich machende(n) Technik(en) oder Ratschläge gibt es nicht. Die Meinungen über 'dütt un datt' gehen auseinander. Das belebt das Geschäft, das führt zur Weiterbildung (der Techniken und der Ausführenden). Diese Seiten wollen und sollen also auch nicht den Anspruch erheben, 'bessere' oder 'richtigere' Techniken/Ratschläge etc. zu vermitteln. Sie sollen eben nur denkbare Vorgehensweisen beschreiben.

Diese Seiten sollen, können und wollen auch den Besuch eines Kurses nicht ersetzen oder überflüssig machen. Die Theorie ist ja bekanntlich das Eine - die praktische Umsetzung das Andere. Und Praxis ist unverzichtbar. Niemals vergessen: Selbstverteidigung geschieht in einer Grenzsituation. Daher sollte möglichst schon einmal erlebt werden, welche Auswirkungen eine solche auf den Körper hat. Wer das erste mal im (hoffentlich nie eintretenden) Ernstfall mit der Faust zuschlagen muß, wird sich vielleicht (wahrscheinlich...) erschrecken, wie weh das tut. Wer das erste mal im Ernstfall einen theoretisch im Schlaf beherrschten Tritt vollführt, wird das Gleichgewicht verlieren und vom Stengel fallen. Wer noch nie laut gebrüllt hat, dem wird das Wort im Halse stecken bleiben. Kurz und gut - das will alles geübt und nicht zuletzt erfahren werden!


Was gerade beim Nachvollziehen der Techniken wichtig ist: wenn die Ausführung einer Technik aus welchem Grunde auch immer Schwierigkeiten bereitet - kein Problem. Vergessen und mit der nächsten weitermachen. Wenn das Nachvollziehen zum Krampf wird, bringt's nichts. Das verlangen zu wollen, ist nervtötend und demotivierend.
Wenn ich etwas - gerade eine Technik - so saublöde beschrieben habe, daß es niemand verstehen kann: die geneigte Leserschaft möge keine Hemmungen haben, per Mail nachzufragen und mich mit der Nase auf meinen Mist zu stoßen. ;-)


Ein Wort zur Dualität der Begriffe 'Kampfsport' und 'Selbstverteidigung'. Die beiden haben wenig miteinander zu tun. Klar, wer eine Kampfsportart betreibt, kann sich auch verteidigen - mehr oder weniger effektiv jedenfalls. Und nicht jeder, der Selbstverteidigung betreibt, ist als 'Kampfsportler' im engeren Sinne zu verstehen. Kampfsportarten sind oftmals eben das, was der englische Begriff auch verdeutlicht - martial arts - also 'Künste'. Und Kunst bedeutet nicht gleich Effizienz. Und diese ist für Selbstverteidigung oberstes Gebot. In einer Verteidigungssituation sind keine ästhetischen Bewegungen gefragt. Das ist auch der Grund dafür, daß einige hier aufgezeigte Techniken (z.B. bei den Fauststößen) nicht unbedingt in der Ausführung mit klassischen Kampfsportarten wie Karate oder Taekwondo übereinstimmen.



Eigentlich wäre alles ganz einfach: um eine möglichst "gute" Verteidigung (gibt's die überhaupt?) realisieren zu können, muß man/frau eigentlich nur rational und logisch handeln. Klingt einfach, gell? Dazu kommt aber leider noch manches andere, was zwar logisch ist, auf das man aber erst mal kommen muß. Die folgenden Tips sollen so aufgebaut sein, daß sie von allen nachvollzogen werden können. Das 'darauf kommen' soll vereinfacht werden. Eine Technik zu lernen ist schön und gut (wird in jedem Verteidigungskurs, Dojo etc. beigebracht), warum die Technik aber so angewendet wird, bleibt doch oftmals unklar. Wenn man aber weiß, weshalb gerade eine Technik so und nicht anders ausgeführt werden muß, motiviert dies zum einen, zum anderen erscheint einem plötzlich die ach-so-blöde Technik logisch. Also: nur wer versteht, handelt optimal.

Achja: grundsätzlich sind weder körperliche Fitness noch das 'Idealgewicht' (was immer das sein mag) Voraussetzung für das Üben von Verteidigungstechniken. Beim Üben wird jedoch kontinuierlich auch die körperliche Leistungsfähigkeit gesteigert - ein nicht unerwünschter Nebeneffekt.

Jeder sollte sich aber auch darüber im klaren sein, daß Verteidigungstechniken nicht mal eben so im Vorbeigehen zu erlernen sind. Ständiges Üben ist nötig. Das kann optimal in einem Verein unter Anleitung eines guten Trainers geschehen. Dieser muß aber ausreichend Zeit investieren, um korrigierend eingreifen zu können. Wer nicht so vereinsmokelig veranlagt ist, kann die Übungen auch so nachvollziehen, nur ist eben die Gefahr größer, daß Techniken falsch erlernt werden. Leider gibt es aber nicht nur gute Trainer, viele wenden immer noch Methoden an, bei denen sich ein Sportmediziner gruselnd abwenden würde (eigene, leidvolle Erfahrung). Oder aber sie achten nicht auf grundlegende Fehler, oder sie erklären die Techniken nicht, oder, oder, oder...



Möglicherweise wird sich jemand, der in 'sanften' Selbstverteidigungsarten wie Judo ausgebildet ist fragen, weshalb denn relativ wenig über Griffe und Hebel zu lesen ist. Nun, irgendwann einmal stand in der Zeitung, daß jemand in einer deutschen Großstadt (Berlin war's, glaube ich) in der S-Bahn bedrängt wurde. Eine Frau, kam diesem Jemand zu Hilfe. Sie hatte eine Judo-Ausbildung, die es ihr erlaubte, einen der Angreifer am Boden festzunageln. Nur leider war da noch ein zweiter Idiot, der ihr aufs Bein trat. Sie kann bis heute nicht richtig gehen. Naja, sicher, wer lange genug Judo betreibt, wird Mittel und Wege kennen, um sich oder anderen auch in solchen Situationen zu helfen. Das setzt jedoch einen wirklich langen Übungsprozeß und ausgefeilte Techniken voraus, die hier sehr schlecht vermittelbar sind. Dazu kommt, daß Grifftechniken eigentlich nur in Partnerübungen nahegebracht werden können. Nur um Mißverständnissen vorzubeugen: damit soll jetzt aber um Himmels Willen nicht Judo als besonders ungeeignete Sportart herausgestellt werden; das Beispiel war nur exemplarischer Natur.


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