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Oja. Tritte können schon gemein sein. Vor allem solche an empfindliche Körperteile (vgl. unten). Zwar sind auch Tritte - wie Schläge - keine originären Verteidigungstechniken, es kann aber nicht schaden, einige zu beherrschen.
Eins noch vorweg: es bringt zumindest für unsere Zwecke rein gar nichts, Tritte zum Kopf hin zu trainieren. Schön wenn man sie kann, allerdings werden Tritte für gewöhnlich schwächer und langsamer, je höher sie angesetzt werden. Außerdem gerät das Gleichgewicht leichter durcheinander. Ja, sicher. Wenn's lange genug geübt wird, sind auch hohe Kicks kraftvoll und auch ziemlich schnell. Es bleibt aber dabei, daß solche Tritte leicht 'gefangen' werden können. Und 'auf einem Bein steht man schlecht', um mal einen Trinkspruch zu zitieren. Stimmt aber auch. Kein Angreifer wird sich diese Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen. In der Spielhalle würde dann 'Game over' erscheinen. Auf ein 'Insert coin to continue' können wir lange warten ;) . Also: tief treten, so etwa bis Nieren- oder Solarplexushöhe. Wenn's das Beinkleid zuläßt. 'Flach spielen, hoch gewinnen', wie der Fußballer sagt.

Wir konzentrieren uns hier auf zwei unterschiedliche Art von Tritten: solche, die mit dem Spann (oder mit der Fuß-/Schuhspitze: 'Pike') treffen und solche, die mit der Sohle voran ihr Ziel finden. Der erstere ist als Schnapptritt gedacht und einem Schlag vergleichbar ('Fußschlag'), der andere stößt mehr. Weil es so vielleicht mißverständlich ist: beim Treffer mit der Fußspitze gehe ich hier vom Normalfall des 'beschuhten Fußes' aus. Wenn wir ausnahmsweise mal irgendwo barfuß sein sollten, bitte nicht mit den Zehen voran treten sondern dann die Zehen so hochziehen, daß wir mit dem Fußballen treffen. Mit den Zehen voran gegen eine Kanonenkugel zu treten tut ihnen ja auch nicht gerade gut.
Beiden Arten ist der erste Teil des Bewegungsablaufs gemein: das Hochreißen des Knies (darf ruhig etwas fixer geschehen) bis wir es etwa in Höhe unserer Hüfte haben. Klar, wer das Bein höher bekommt, darf's auch gerne ein wenig höher reißen (aber nicht überdehnen, ja?). Muß aber nicht sein. Wenn das Knie oben ist, splitten die beiden Trittvarianten auf.
Und ehe ich's vergesse, eins vorweg: bei Tritten, die 'von außen' ins Ziel geführt werden (Bogentritte, Halbkreistritte oder wie man sie noch so nennen mag), ist es mit Rücksicht auf die eigenen Kniegelenke ratsam, sich auf dem Standbein dem Tritt entsprechend mitzudrehen. Also nicht einfach den Standfuß stehen lassen, sondern sich in der Trittphase entweder auf den Fußballen oder den Hacken stellen.
Der Tritt mit dem Spann wird so ausgeführt: wir denken uns ein imaginäres Ziel knapp neben dem Angreifer. In diese Richtung (also nicht frontal auf den Angreifer zu) reißen wir das Knie hoch. Aus dieser Bewegung heraus wird sodann der Unterschenkel mit dem gestreckten Fuß auf den Angreifer hin geschleudert, so daß dieser mit dem Spann von der Seite getroffen wird. Der Oberschenkel wandert dabei der natürlichen Bewegung folgend Richtung Angreifer. Das geht aber schon fast automatisch. Der Treffer sollte irgendwo zwischen Kniekehle und Nierengegend liegen. Von höheren Tritten kann ich vor allem dem Ungeübten nur abraten: das Gleichgewicht ist zu schnell im Eimer und der Tritt verliert immens an Geschwindigkeit und Wirkung.
Der Seitwärtstritt kann auch schneller, dafür aber vielleicht nicht ganz so hart ausgeführt werden. Der Bewegungsablauf ist im Prinzip gleich dem gerade dargestellten, nur reißen wir hier das Knie genau auf den Angreifer gerichtet hoch. Die zurückgelegte Strecke ist dabei im Vergleich kleiner. Nebenbei gibt uns das hochgerissene Bein Deckung für den Unterkörper - falls sich der Angreifer mittlerweile (unvorsichtigerweise) plötzlich genähert haben sollte, könnte es sein, daß das Knie in recht empfindlichen Gefilden landet, um's mal so auszudrücken ;-) .
Gleicher Bewegungsablauf wie oben beim Seitwärtstritt auch beim Tritt in die Familienjuwelen. Nur eben, daß dort das anvisierte Ziel nicht von der Seite getroffen wird, sondern frontal. Um sich den Ablauf eines solchen Trittes einmal anzuschauen, kann man eine der vielen Fußballsendungen im Fernsehen bemühen. Der Spieler, der einen Ball auf eine weite Reise schickt, wird dazu in der Regel den Spann benutzen und den gleichen Bewegungsablauf beschreiten. Sehr schön ist es auch beim Abschlag des Torwarts zu beobachten.

Der Fußstoß widerum ist bestens dazu geeignet, einen Gegner auf Distanz zu halten. Getroffen wird mit der Fußsohle. Trefferfläche beim Angreifer ist vorzugsweise dessen Bauchregion, aber auch alles andere in der Nähe liegende. Der Bewegungsablauf: Knie gerade (also nach vorn, Richtung Angreifer) hochreißen, Fuß dabei anziehen und nach vorne schieben. Dieses zunächst langsam ausprobieren (vielleicht versuchen wir einmal, mit dem Fuß eine Wand 'wegzuschieben'). Erst langsam Geschwindigkeit erhöhen.

Bei Tritten ist noch stärker als bei Schlägen das Augenmerk auf das Gleichgewicht zu legen. Bitte nicht nach vollführtem Tritt das Trittbein einfach herunterfallen lassen! Echt nicht! Wie beim Schlag muß das Bein wieder zurückgezogen werden. Denn ein einfach 'fallengelassenes' Bein bringt unsere sorgfältig (?) eingenommene Stellung durcheinander. Der Körperschwerpunkt liegt zu weit vorn, das Gleichgewicht ist durcheinander und kann durch eine einfache Aktion des Angreifers vollends durcheinandergebracht werden. Pardauz. Also auch während des Tritts auf das Gleichgewicht achten und evtl. mit dem Oberkörper korrigieren (etwas nach hinten lehnen).
Noch etwas: auch wenn der Drang zum Ausbalancieren mit den Armen dasein sollte: die Arme bleiben auch während des Tritts idealerweise in der zum Block bereiten Verteidigungsstellung (Faust geballt und erhoben, s.o.). Damit decken wir auch während des Trittes unseren Oberkörper. Also auch hier: kontrolliert vorgehen und nicht wie ein störrischer Muli blind in alle Richtungen austreten. Ist besser, echt.

Nicht vergessen sollten wir, daß das Knie geradezu ideal Verteidigung eingesetzt werden kann. Egal wie durchtrainiert ein Angreifer ist: an einer bestimmten Stelle (vgl. Anatomie Nr. 9) ist er immer verwundbar. Wie ein 'Knietritt' durchgeführt werden muß bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung. Einfach hochreißen. Dabei kann man sich, wenn es die Lage erlaubt, an den Schultern des Angreifers festhalten und sich gleichzeitig mit dem Knietritt ein wenig an dessen Körper heranziehen. Die Wucht wird dabei noch erhöht. Bitte nicht vergessen: diese Technik (andere natürlich ebenfalls) kann für den Betroffenen nicht nur äußerst schmerzvoll sein, sondern auch seine Familienplanung komplett über den Haufen werfen.


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© 1997/98/99 Christian Stücke